Sonntag, 23. Februar 2014

Magische Worte

Ich bin nicht ganz unsportlich, aber mein zweiter Name würde auch niemals 'Sport' lauten. Ich kann unter anderem ein paar Break-Dance-Elemente, aber – Sie werden lachen – einen Handstand kann ich nicht. Also habe ich mir vorgenommen, einen Handstand zu können.
Los geht’s. Nach einer halben, frustrierenden Stunde, richte ich mich auf und stämme die Hände in die Hüften. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Ich kann's einfach nicht.
Aber(!) so einfach darf man doch nicht aufgeben. Auf ein Neues. Kurz halte ich inne, atme tief durch, sage „Ich kann.“ - Und stehe! Nämlich – erstaunlicher Weise – auf meinen Händen.
Eigentlich war mir das 'Bitte' als Zauberwort bekannt, aber wie sich herausstellt liegt die Magie wohl in einem einfachen, bestimmten 'Ich kann.'. Meine Augen leuchten.
  1. Weil ich das Unmögliche – einen Handstand – kann.
  2. Weil das Kopfkino beginnt und langsam all die Möglichkeiten mein Bewusstsein erreichen, die mir nun offen stehen.
Ein Rückblick auf all die Dinge, die mir bisher unzugänglich waren, lässt mich eine Gemeinsamkeit erkennen: Ich hielt sie für unmöglich.
Kann dies des Problems Lösung sein? So einfach und unscheinbar? Das hört sich unsinnig – ja, unmöglich an. Und wenn es meine eigene empfundene Wortwahl ist, die das angeblich Unmögliche unmöglich macht? Dann bin ich wohl meines eigenen Unglücks Schmied.
Aber das möchte ich nicht sein. Das wäre Unsinn entgegen aller annehmbarer Vernunft. Denn ich kann sein wer ich will. Und ich kann tun was ich will. Und sagen. Und denken. Und fühlen. Und deswegen, ja, deswegen werde ich sein, tun, sagen, denken, fühlen, was ich will. Und deswegen, genau deswegen bin, tu', sage, denke, fühle ich, was ich will.
Denn ich bin fähig, 'Ich kann.' zu sagen. Ich bin fähig, 'Ich kann.' zu empfinden.

Wir sind fähig, das Unmögliche möglich zu machen, denn wir sind jene, die über möglich und unmöglich entscheiden. 

Samstag, 15. Februar 2014

Temporärer Erfolg oder konstante Norm

Es gibt Menschen auf dieser Welt, die temporären Erfolg haben. Eine geniale Idee und diese finanziert ihr weiteres Leben. Eine gute Woche und es folgt eine mit Bravur bestandene Prüfung. Jeder hat mal Erfolg und bestehe der auch nur darin, zehn Minuten auf dem Laufband gestanden zu sein.
Dabei fühlt man sich klasse und man hat das Gefühl, die Welt umarmen zu können. Ja, die Welt sogar retten zu können. Doch in den Köpfen der meisten ist der Gedanke verankert, dass nach dem Höhenflug der Absturz folgt. Dies gleicht schon einem Gesetz.
Wir halten also fest, dass jeder mal Erfolg hat. Das ist nicht das Meisterwerk. Temporärer Erfolg wird auch nicht dadurch bewundernswerter, dass er größer ist. Die wahre Kunst liegt in der Konstanz.
Mir ist noch nie jemand begegnet, der ein wahrhafter Macher ist, sich niemals unterkriegen lässt und falls es zu einem Sturz kommt, diesen abgemildert abschirmen kann. Jemand, der weiß was er will, und auch weiß, wie er es bekommt. Und zwar immer.
Wir nehmen Anlauf, rennen und brechen irgendwann keuchend zusammen. Das hört sich allerdings nicht besonders vielversprechend an. Frauen können es wohl nicht mehr hören, doch auch der letzten müsste inzwischen klar sein, dass Crash-Diäten, nur den Jo-Jo-Effekt garantieren. Ihnen wird empfohlen konstant und gleichmäßig abzunehmen. Warum sollte diese Empfehlung nicht auch auf den Erfolg bezogen werden können?
Wir nehmen uns Unwahrscheinliches vor, verwenden darauf Unmengen an Energie und sind begeistert, wenn es überraschenderweise klappt. Danach sind wir aber erst mal platt und gönnen uns eine Auszeit. Haben wir uns doch verdient. Auch Melissa (Anna Friel) gibt Eddie Morra (Bradley Cooper) in dem Film „Ohne Limit“ in Bezug auf die Wunderdroge, die den Konsumenten extrem leistungsfähig macht, zu bedenken: „Ich bin doch nicht blöd. Kein Mensch ist in der Lage auf diesem Niveau zu funktionieren, ohne abzustürzen.“

Vielleicht gehen wir die Sache falsch an. Das, was für uns normal erscheint, ist für uns niemals anstrengend. Es wird erst anstrengend, wenn wir es hinterfragen. Was würde also passieren, wenn wir nicht gleich nach den Sternen greifen würden sondern besonnen das Unmögliche möglich machen indem wir winzige Schritte gehen und es dabei fast schon zu einfach wird? Lasst uns ein bisschen mit unseren Vorstellungen arbeiten. Wir brauchen ein Ziel. Ein derart durchdachtes Ziel, dass wir es in unserem Geist bereits erleben können. Wir müssen unsere momentane Lage erfassen, wissen, wo wir jetzt in diesem Augenblick stehen. Dann kennen wir den Startpunkt und das Ideal. Wenn wir das erst einmal kennen, ebnet sich der Weg wie von selbst. Denn durch dieses Wissen, ist uns bewusst, welche Eigenschaften und Bedingungen für das Eintreffen notwendig sind und was wir ändern müssen, um einzutreffen. Wenn wir das verinnerlichen, dann bedeutet es das Ende temporärer Erfolge. Wenn wir das verinnerlichen, dann tragen wir die Motivation pausenlos in uns und können konstant Erfolg leisten. Und das Schöne daran? Wir empfinden es als mühelos, da es unsere Normalität ist. 

Donnerstag, 13. Februar 2014

ehrliches Verständnis anstelle von verständnisvoller Verächtlichkeit

In der Schule gibt es viele goldene Regeln. Eine davon lautet, dass man sagen darf, was man will, solange man es begründen kann. Dies zeugt dann nämlich davon, dass man seine Ansichten durchdacht hat und sie möglicherweise sogar belegen kann. Größtenteils gilt sie auch allgemein.
Diese Regel verliert erst an Gültigkeit, sobald mir eine Person gegenübersteht, die andere Meinungen nicht akzeptieren und fremde Gedankengänge nicht nachvollziehen möchte. Sie hält stur an ihrem fest und aus Angst sich zu verlieren – denn im Verlauf einer verständnisvollen Diskussion, werden das ein oder andere Mal einsichtig die eigenen Argumente entkräftigt – in der Neuorientierung, verschließt man sich vor möglichen Zweifeln.
Eine solche Person wird schnell als engstirnig, unangenehm, unsicher angesehen. Das sind alles negative Wertungen. Immerhin erzielt man so keinen Fortschritt.
Annemarie Pieper, eine ehemalige Professorin für Philosophie an der Universität Basel, schreibt in ihrem Werk „Einführung in die Ethik“ unter anderem über „Relativismus in der Moral?“. Sie beginnt damit, dass unterschiedliche Moralvorstellungen in unterschiedlichen Gruppen herrschen und erklärt anhand des Beispiels Salman Rushdie, der wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt wurde, dass wir uns sehr wohl einmischen dürfen in moralischen Fragen außerhalb unseres Geltungsbereiches. Sie ruft zu 'kritischer Intoleranz' auf und begründet ihre Meinung dadurch, 'dass es auf einer übergeordneten, neutralen Ebene möglich sein muss,' zu einem Konsens – also eine nahezu einstimmige Einigung – zu gelangen.
Sie sagt also, dass wir anderen Gruppen unsere Moralvorstellungen nahelegen sollten, weil diese sich am Allgemeinwohl orientieren und wir uns durchaus auf Diskussionen einlassen, unsere Meinung bisher jedoch immer erfolgreich verteidigen konnten.
Dabei müsste man doch bedenken, dass diese Abweichungen von unseren Vorstellungen nur beständig sind, weil sie ebenso ihre Gründe haben. Sind wir nicht gerade so ignorant, wie wir es bei anderen bemängeln? Da wir oft nur unsere Seite beleuchten, ohne den Versuch zu starten, andere Meinungen nachzuvollziehen.
Mir hat einmal jemand geraten, in einer Diskussion eine Ansicht zu verteidigen, die vollkommen gegensätzlich zu meiner ist. So bleibt der Versuch für Verständnis nicht oberflächlich. Danach kann man schon besser darüber urteilen, ob die Meinung eines anderen wirklich derart abwegig ist oder ob sie durchaus ansehnliche Standpunkte vertritt.
Außerdem muss erwähnt werden, dass nur weil wir eine Begründung für etwas aufweisen können, es nicht automatisch dessen Richtigkeit bestätigt. Im Mittelalter begründeten der Klerus und der Adel die Ständegesellschaft damit, dass sie gottgewollt sei. Für heutige Maßstäbe ist dieses Argument absurd, weil sich neue Sichtweisen ergeben haben. Begründung ist also nicht gleich Beweis. Schließlich kann es immer sein, dass uns etwas in unseren gut durchdachten Belegen entgeht wodurch unsere Aussagen, die wir zu belegen suchen, auch an Richtigkeit verlieren.

Wenn wir Eigenschaften wie Engstirnigkeit oder kompromisslose Ablehnung bemängeln, dann sollten wir vorbildlich das Gegenteil ausleben. Wie wäre es mit mehr Verständnis und weniger Verächtlichkeit? 

Freitag, 7. Februar 2014

Das erwachsene, verkümmerte Staunen

Wir sind wie Kleinkinder, wollen ständig das Neue und Aufregende erleben, möchten das Glitzern in unseren Augen und das Staunen in Form von Gänsehaut spüren, wollen, dass uns hie und da ein Oh! und Ah! Entschlüpft, ohne, dass wir es verhindern könnten.
Kinder sind scheinbar pausenlos in Bewegung und ihre Launen schlagen häufig vom einen Extrem in das andere über. Man bringt dem nur eins entgegen: Verständnislosigkeit. Wie kann man ununterbrochen krabbeln, rennen, Purzelbäume schlagen und selbst noch beim Sitzen die Füße baumeln lassen, wenn dem Erwachsenem nach dem Bezwingen des Treppenhauses bereits die Puste ausgeht? Wie kann man brüllend heulen und im nächsten Moment schon wieder den Bauch vor Lachen halten, obwohl dem Erwachsenem bereits der Nerv für ein falsches Wort fehlt?
Kinder sind grenzenlos und haben somit von dem nichts, von dem wir zu viel haben. Sie machen sich keine Gedanken darüber, ob sie fünf Mal um den Block rennen können. Sie tun es einfach. Sie überlegen sich auch nicht, ob sie genug Energie für ein weiteres Erlebnis haben. Im Gegenteil. Sie sind wissbegierig und nehmen begeistert, intensiv und ungefiltert all das auf, das für uns an Glanz und Gloria verloren hat.
Rauben wir uns selbst also das Aufregende und Freudvolle, das Intensive und Farbenfrohe? Ist es unsere Person, der wir die Missetat aufbürden sollten, und nicht der Alltag, der seinen guten Ruf einbüßen musste?
Schließlich staunen und staunen wir bis hin zu dem Punkt, an dem die Begeisterung teilnahmsloser Gleichgültigkeit weicht und wir nicht mehr Regung aufbringen können als ein lasches Schulterzucken. Wir meinen angekommen zu sein in der Sackgasse der Eintönigkeit und weil wir geradeaus stieren auf die Wand, die uns nicht weitergehen lässt, erkennen wir nicht die zahllosen Fluchtmöglichkeiten in all die anderen Richtungen. Meinetwegen fliehe hinauf, einfach über die Mauer drüber, aber fliehe. Denn ein Schwarz-Weiß-Film, insbesondere der des eigenen Lebens, hat noch nie mehr Freude aufwallen lassen als ein leuchtender und schillernder Trailer, der Wirklichkeit zu Realität werden lässt.
Für Kinder ist alles neu, weswegen die zugehörige Aufregung sie ohne Mühe begleitet. Erwachsene kennen sich aus, kennen schon vieles. Sie lassen sich begeistern bis hin zu einem gewissen Punkt und dann wollen sie nicht mehr albern sein, wollen gefasst und weltgewandt wirken. Dabei könnten wir selbst in der banalsten Selbstverständlichkeit eine grenzenlose Sensation erleben – wäre da nicht der Verstand, der uns einfach nicht verstehen lassen will, was wir doch dank unserer sagenhaften Standhaftigkeit längst verstanden haben sollten.
Dabei wollen wir doch erleben und sprachlos sein. Stattdessen beschweren wir uns nur – im Endeffekt über uns selbst. Der Alltag ist langweilig. Das Bekannte fad. Doch niemand möchte verändern und so laufen wir morgens über die vereiste Straße, die nicht gleichzeitig als funkelnder Sternenhimmel erscheinen möchte. Und so liegen wir im Sommer auf der Wiese und schenken dem eindringlichen Gesang umherschwirrender Hummeln keinerlei Gehör. Und so fallen wir abends todmüde ins Bett ohne ein Seufzen erübrigen zu können, das dem Verblüffendem des Lebens gewidmet wäre.


Dienstag, 4. Februar 2014

Ein Jetzt ohne Beigeschmack

Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.
Hallo, ich bin faul. Und Sie? Traditionell vor jedem Wochenende oder vor jedem Urlaub nehme ich mir einen Haufen Dinge vor. Zum Beispiel wirklich regelmäßig Sport zu machen oder mich endlich mit dem Vorgang der Proteinbiosynthese auseinander zu setzen oder einfach mal wieder Ordnung in meinen Kleiderschrank zu bringen. Ich nehme es mir ganz ehrlich vor. Am Ende habe ich allerdings im Glücksfall zwei Punkte von hundert Mal so vielen abgearbeitet.
Zuerst versuche ich, mir die Vorteile meines Vorhabens zu verdeutlichen. Sitzend erzähle ich mir also, dass ich die Szenenanalyse für Deutsch wirklich schreiben sollte, da sich Klausuren einfacher schreiben lassen, wenn man weiß was man zu tun hat und sich nicht zuerst damit auseinandersetzen muss, wenn's schon gilt. Nur stehe ich nicht auf und beginne zu schreiben. Stattdessen lasse ich mich lieber in die Kissen fallen und schlafe eine Runde.
So verhält sich das auch mit dem Sport. Dessen Vorteile muss man gar nicht erst aufzählen,  kennt immerhin jeder. Trotzdem befinde ich mich lieber auf dem Sofa mit einem guten Buch in der einen und einem Schokoriegel in der anderen Hand anstelle vom ungemütlichen Waldweg, den ich ja entlang joggen könnte.
Das Problem ist, dass immer wenn man sich überlegt, was man tun sollte, einem tausend andere Dinge einfallen, die man viel lieber tun würde. Es ist als würde man sich davor fürchten, dass einem all die Freuden im Leben versagt bleiben, nur weil man Zeit dem geopfert hat, das man zu erledigen hat. Im Endeffekt ist es jedoch so, dass unumgängliche Dinge irgendwann getan werden müssen. Wenn ich den Mülleimer heute nicht leer, dann muss ich es morgen ja doch tun. Wir verschieben also nur. Und der einzige Unterschied ob man Aufgaben sofort oder nachher erledigt ist das Gefühl dabei. Währendem man nach vollendeter Arbeit seelenruhig seinen Hobbys nachgehen kann, lässt das schlechte Gewissen bei bevorzugten Hobbys mit Türmen von Unordnung und zu erledigenden Aufgaben im Hintergrund nicht von einem ab.

Somit hat das Morgen, das wir so gern als Beschwichtigung verwenden, einen bitteren Beigeschmack während ein Jetzt uns mit Zufriedenheit und Ruhe belohnt. 

Montag, 3. Februar 2014

Das Anerkennen von Träumen

Wer kennt das nicht? Man ist vollkommen weg, eingetaucht in diese ganz persönliche, wundervolle Welt. Glück nimmt Gestalt an und man weiß ganz genau, was man will. Plötzlich klingelt der Wecker, der Lehrer beendet den Lehrfilm, die beste Freundin ruft an, der Postbote steht vor der Tür – das Leben ruft. Man schlägt also die Augen auf, orientiert sich und möchte die Augen schon wieder für immer schließen. Die Wirklichkeit in ihrem unvollkommenem Kontrast zum Erträumten springt einem ins Gesicht und überhäuft die ganze Person mit grotesker Niedergeschlagenheit. Ich habe einen Höhenflug hinter mir und es folgt eine Bruchlandung. Desto schöner die Vorstellung, desto schlimmer das Hier und Jetzt.
Träume sind etwas Gutes. Sie spornen einen an zu wirken und setzen oft auch die Grundlagen für gesetzte Ziele. Sie ermöglichen uns den Glauben an das Mögliche und sie fördern Erfindungen, die noch nicht existieren. Sie sind das Portal zur Grenzenlosigkeit – und doch prallen wir hart auf dem Boden der Tatsachen auf, sobald wir die augenblicklichen Grenzen bewusst wahrnehmen und sie uns blind werden lassen für fantasierte Wege.
Ich habe mich normal gefühlt, dann habe ich geträumt und jetzt fühle ich mich schlechter als zuvor. Heißt das, wir sollten besser nicht träumen? Immerhin verursachen Wunschvorstellungen anscheinend erdrückende Zustände. Ich hätte gerne, habe aber nicht – werde auch niemals haben. Und hier liegt auch schon das Problem.
Nicht das Träumen lässt uns Unwohlsein empfinden. Nein, Träume sind gut. Wir sind vor den Kopf gestoßen sobald wir uns zwanghaft verdeutlichen, welch scheinbar gravierender Unterschied zwischen Erstrebenswertem und Gegebenem besteht. Doch warum muss unser Traum enden sobald wir die Augen geöffnet haben? Warum sehen wir es als nötig an, uns die Missstände unserer Realität vor Augen zu führen – und das pausenlos? Aus Angst, verloren zu gehen? Aus Furcht, Fiktion und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden zu können? Gibt es denn einen Unterschied?

Ich sage: Lasst uns größer träumen, als je zuvor! Lasst uns Vorstellungen genießen. Lasst uns glauben. Lasst uns realistisch visualisieren und dem angeblich Unmöglichem einen Hauch von Möglichkeit überziehen. Lasst uns unsere Träume leben und der Verwirklichung dieser mit Erfüllung nachgehen. Lasst uns Rückschläge als Chancen ansehen, auch wenn wir doch widerstrebend empfinden. Lasst uns sein, was wir sein wollen, einfach weil wir sein wollen, was wir sein können. 

Sonntag, 2. Februar 2014

Das Differenzieren des gleichen Prinzips

Menschen bewerten. Das ist nichts Neues. Es gibt auch Worte, die Wertung ausdrücken. Zum Beispiel profitabel beziehungsweise eigennützig oder leichtfüßig beziehungsweise trampelnd. Sachlich wäre beispielsweise gehend. So spielt auch der Tonfall eine entscheidende Rolle. Uns wird ermöglicht allein durch Betonung Ironie zu verdeutlichen obwohl unsere Wortwahl das Gegenteil spricht
Mir ist aufgefallen, dass Menschen selten sachlich sind, dass sie von sachlichem Tonfall häufig provoziert werden und dass ihnen zumeist nicht bewusst ist, welche grundlegende Wertung sie abgeben.
Nehmen wir das Beispiel Aufziehen von Fronten im Zeiten Weltkrieg. In einem Gespräch sagte mein Gegenüber, dass der Zweite Weltkrieg hätte kürzer sein können, wenn die Amerikaner die zweite Front früher eröffnet hätten. Doch sie haben es nicht getan. Sie warteten, bis deutlich zu erkennen war, wer gewinnen würde und dann erst griffen sie ein. Noch dazu legten sie ihren Eingriff nicht nur als Bekämpfung des Nationalsozialismus aus, sondern benannten ihn ebenfalls als Mauer und damit gleichgesetzten Schutz gegen die Bolschewisten und wurden somit als Helden angesehen.
Kurz gesagt: Sie handelten zu ihrem größtmöglichem Vorteil.
In einem anderen Gespräch mit besagtem Gegenüber redeten wir über Ausländer in Deutschland. Dabei vertrat die Person die Meinung, dass Deutschland striktere Einwanderungsgesetze erlassen sollte, weil Deutschland sonst zu seinem eigenen Nachteil handeln würde, da zum Beispiel ein Job dadurch nicht an einen Deutschen sondern an einen Ausländer gehen könnte und da die deutsche Kultur durch die Forderungen der Einwanderer leidet, gar ausstirbt.
Auf Europaebene und in Bezug auf die Wirtschaft ließ mein Gesprächspartner verlauten, dass Deutschland entweder aus der EU austreten sollte oder die EU keine wirtschaftlich schwachen Länder aufnehmen dürfe.
Kurz gesagt: Deutschland sollte intelligenter handeln und dabei seinen größtmöglichen Vorteil ziehen.
Um das klar zu stellen: Es handelt sich hierbei keineswegs um einen ausländerfeindlichen Nazi, der Immigranten geschändet sehen möchte. Er respektiert sie – nur sieht er sie nicht gerne in Deutschland. Hinzugefügt muss noch werden, dass meinem Gesprächspartner nicht einmal ansatzweise jedes Mittel recht ist, um seine Ansichten durch Taten sprechen zu lassen.
Es geht auch gar nicht um den Inhalt unserer Gespräche. Vielmehr geht es mir darum, dass mein Gegenüber bei ein und demselben Prinzip – nämlich das Handeln eines Landes zu seinem eigenen Vorteil – differenziert. Man könnte annehmen, dass das eine doch gar nicht mit dem anderen zu vergleichen sei. Sind ja schließlich zwei verschiedene Inhalte. Aber minimiert ausgedrückt, handelten die Amerikaner zu ihrem eigenen Vorteil ohne Berücksichtigung der Verluste, die andere somit hinnehmen mussten. Das wird als negativ gewertet. Deutschland hingegen sollte zu seinem eigenen Vorteil handeln, ohne dabei zu berücksichtigen, dass einigen Menschen dabei ein Leben des Wohlstandes erschwert oder vorenthalten wird. Das hingegen wird als empfehlenswert angesehen. Wo liegt also der Unterschied? Dass man beim Einen einen gewissen Abstand hat und beim Anderen persönlich betroffen ist? Dann sollte die Kritik wohl umformuliert werden. Aus 'Ein Land sollte nicht nur zu seinem eigenen Vorteil handeln, sondern Beteiligte berücksichtigen.' wird 'Ein Land darf dann zu seinem eigenen Vorteil handeln ohne Berücksichtigung anderer, wenn es seinen „wirklichen“ Landsmännern Profit einbringt.'. Schwierige Sache. Danach wären Zusammenschlüsse wie die EU vollkommen unnütz. Die Person hat ihre Aussagen auch nicht nach dieser Kritik gestaltet. Jedoch wirkt es so. Was steckt also dann dahinter? Geht es doch nicht um ein und dasselbe Prinzip? Habe ich ein wichtiges – vielleicht auch scheinbar nichtiges – Argument übersehen, das von einem anderen Prinzip zeugen würde?

Was ich schlussendlich zu sagen habe, ist, dass wir öfter bis auf den Grund unserer Wertungen und Aussagen gehen sollten, um zu erkennen ob wir nicht manchmal nur anscheinend einen Wert, eine Meinung vertreten, die tatsächlich aber fast schon gegensätzlich zu unseren Aussagen, Gedanken steht. 

Samstag, 1. Februar 2014

Wir sollten uns ändern.

Wir schreien, weisen von uns, streiten, verhalten uns unfair, verachten. Unser Temperament zeigt sich oft, wir handeln im Affekt. Dagegen können wir nichts tun, sagen wir. Etwas zu durchdenken, ist uns fremd. Jemanden zu durchdenken, besser gesagt. Mitgefühl lassen wir nicht zu. Ist doch alles nur oberflächlich. Am Meisten beschäftigen, interessieren wir uns für uns selbst. Andere sind auch nur der Weg, etwas über uns herauszufinden. Die Gedanken werden noch egoistischer.
Denn ich frage jetzt: Wenn diese Person, vollkommen egal welche, in den nächsten fünf Minuten stirbt, kannst du sie ruhigen Gewissens gehen lassen? 

Wir, die Verurteilten

Ich glaube, dass wir meistens die Dinge an uns verändern wollen, die anecken. Denn wenn etwas auffällt, dann nehmen das unsere Mitmenschen bewusst wahr. Natürlich wird dann darüber geurteilt. Wir wollen aber nicht, dass andere über uns ein Urteil fällen. Immerhin kann daraus schnell eine Verurteilung werden.
Oft hört man, dass der erste Eindruck zählt. Der zählt auch. Nur habe ich fälschlicherweise früher gedacht, dass dieser unwiderruflich sei. Das ging dann in die Richtung von: Oh Gott, wenn ich erst mal vor den Augen aller im Bus Sitzenden stolpere, dann werden sie mich in Zukunft immer als die Gestolperte ansehen. Das tun sie dann vielleicht auch das nächste Mal wenn sie mich sehen. Wenn ich bei diesem nächsten – oder übernächsten – Mal aber standhaft bleiben kann, dann wird der erste Eindruck in den Hintergrund rücken. Und wenn sie meiner Standhaftigkeit nicht genug Aufmerksamkeit schenken, dass sie ihre Meinung ändern würden, dann hat das Stolpern nicht mal ansatzweise genug Wurzeln in ihrem Hirn gefasst, dass sie sich den Kopf über mich zerbrechen würden, weswegen meine Sorgen darüber, was andere wohl von mir denken, sinnlos wären, denn anscheinend beschäftigen sie sich nicht wirklich mit mir.
Das kann man als Erleichterung sehen. Die haben doch ihr eigenes Leben, ihre eigenen Sorgen. Ob da einer stolpert oder nicht, interessiert sie nach spätestens zwei Sekunden schon wieder herzlich wenig.
Und noch etwas. Wenn ich einen Rock mit Zebra-Muster, dazu ein schwarz-pink gestreiftes Top und drüber einen neon-grünen Blazer trage, dann wird mir das Urteil durch hochgezogene Augenbrauen unmissverständlich mitgeteilt. Jetzt habe ich mich aber umgezogen, trage blaue, einfarbige Jeans mit weißem T-Shirt und schwarzen Straßenschuhen. Was passiert? Gar nichts. Und das gibt den Menschen oft Sicherheit. Doch dieses Ignorieren einer Person, weil sie sich unauffällig kleidet, ist nicht minder eine Reaktion der Verurteilung als eine hochgezogene Augenbraue. Es entspricht dem Gedanken: 'Ach, die ist langweilig. Die muss ich noch nicht einmal bemerken.' Welches Urteil besser ist, darüber lässt sich streiten.

Menschen urteilen, egal was wir tun. Das liegt in ihrer Natur. Doch liegt es an uns, uns nicht zu verstecken und in die Hand zu nehmen, welche Reaktion folgen soll. Wir werden nämlich wahrgenommen, es geht letzten Endes nur um die Frage: Wie möchte ich wahrgenommen werden? Und zu guter Letzt: Urteilen tatsächliche Bedeutung zukommen zu lassen, ist unnötig. Denn sie werden dieser Bedeutung schlichtweg nicht gerecht.