Mittwoch, 16. April 2014

Der Irrtum des verbitterten Träumers

Jetzt ist nicht das Wahre. Jetzt ist nicht alles. Zumindest nicht alles, was möglich ist. Das jetzt von morgen, das ist es. Erstrebenswert, atemberaubend, erfolgreich, grenzenlos. Dieser Moment ist nur der Anlauf. Man holt aus, um Hindernisse zu überfliegen und durchzustarten. Morgen, in einem Jahr, in der Zukunft. Jetzt ist nämlich nur. Jetzt ist nicht sogar.
Veränderungen erfolgen. Heute ist man nicht jener, der man vor einem Jahr war, und vor einem Jahr war man noch weniger jener, der man vor fünf Jahren war. Und doch. Wir nehmen den Moment nicht als solchen wahr, der er ist. Er ist nicht alles, sagen wir. Denn wäre er alles, wären wir jetzt schon viel mehr.
Wir schieben auf, denken an morgen – und vergessen dabei, dass heute gestern noch morgen war. Wir träumen. Von Wohlstand, Glück, Erfüllung, Erfolg. Aber wir tun nichts, wir träumen nun mal.
Heute in einem Jahr werden wir zurück schauen. So viel hätten wir erreichen können, haben wir aber nicht. Wir werden damit abschließen, nach vorne schauen mit Zuversicht und weiter träumen. So vergeht Jahr um Jahr. Ehe man sich versieht, naht das Ende. Trocken werden wir erkennen, dass unsere erstrebenswerte, atemberaubende, erfolgreiche, grenzenlose Zukunft nie mehr als ein Traum gewesen ist. Das, von dem wir denken, es zu wissen, werden wir ausstrahlen und es in die Welt hinaustragen. Ein ekelhafter Beigeschmack des Träumens: Die Einsicht, dass es nichts weiter als ein Traum gewesen ist, dass es niemals Zukunft war, dass es niemals hätte Zukunft sein können. Und so streichen jene Einhörner von ihrer Wunschliste, welche von besagter Weisheit hören. Warum träumen? Bringt es doch nur Schmerzen.
Aber wohl ist das der Fehler. Wir haben niemals an unser morgen, an unsere Zukunft gedacht. Wir haben niemals geplant, niemals geglaubt. Wir haben uns vorgestellt, imaginiert. Jetzt sind wir verbittert und meinen, das Recht dazu zu haben. Immerhin hat man uns Märchen erzählt, uns in die Irre geführt. Von wegen, man könne alles erreichen, das man erreichen wolle. Nichts weiter als eine riesige Lüge. Wir meinen geglaubt, gehofft, geplant zu haben.
Aber – haben wir denn? War es nicht viel mehr Wunschdenken als Zukunftsvision? Wie können wir enttäuscht von dem Ausbleiben dessen sein, das wir noch nichteinmal erwartet haben? Träume werden nicht wahr, werden niemals wahr.
Aber erträumte Zukunft, die wird wahr – wenn man denn das Heute als das gestrige Morgen erkennt und Wünsche aus der Zukunft in die Gegenwart holt.


Montag, 7. April 2014

Das charakteristische Streben nach Beliebtheit

Ich hatte vor einiger Zeit ein sehr interessantes Gespräch. Wir redeten über Gott und die Welt und dann noch ganz speziell über zwischenmenschliche Beziehungen. Schlagwörter dazu wären Sympathie, Eigenwillen, Rücksicht. Man kann sich nicht verhalten, wie es einem gefällt, denn Sprunghaftigkeit, Unbeständigkeit, Egoismus machen einen schnell unbeliebt. Man läuft Gefahr, von anderen nicht mehr gemocht zu werden, sind wir aber auf unsere Mitmenschen angewiesen. Und dann wurde die Frage der Fragen gestellt:

Aber muss dich denn jeder mögen?

Jeder. Uneingeschränkt. Ohne ausklammern, ohne einbeziehen, ohne Ausnahme. Denn ist das nicht, was wir wollen? Akzeptiert werden, Sympathiepunkte einheimsen, Bestätigung unserer Person erleben.

Aber muss dich denn jeder mögen?

Das hört sich nach Arbeit an. Gemocht werden ist schön – aber von jedem? Wir stoßen an Grenzen. Unmöglich sagt unser Verstand. Wunschdenken. Und doch versuchen wir es – bewusst oder unbewusst. Wir wollen Recht behalten, uns eine reine Weste sichern, ehrliche Zuneigung erhalten und uns selbstgerecht auf die Schulter klopfen können.
Ich habe es geschafft. Ich bin beliebt., lautet der Leitsatz. Jeder ist der Wert, an dem wir uns orientieren können – könnten, an dem wir unser Ziel festmachen.
Die Psychologie behauptet, dass Selbstmotivation entscheidend ist, um zu wirken, zu lernen, zu erreichen. Dabei sind wahrscheinliche, absehbare Teilziele geeignet. Jeder soll mich mögen, ist offenbar ungeeignet.
Also lasst uns das Thema auseinandernehmen, Pro und Contra notieren. Scheint sich bewährt zu haben.
Contra
Unrealistisch.
Undefinierbar.
Anpassung; sprich: Untergang der tatsächlichen Persönlichkeit (plädiert jedoch jeder zweite Kalenderspruch an die Wichtigkeit der natürlichen Eigenart)
Pro
Man tut's ja doch, jedem gefallen wollen.
Die Ethik scheitert häufig an ihrer durchdachten Philosophie, weil es scheinbar Triebe, Veranlagungen, Natürlichkeiten, Instinkte gibt, die rationales Handeln unmöglich machen.
Rudolf Burger beschreibt in „Die Vergeblichkeit der Moral“ eine Fabel. Frosch und Skorpion befinden sich an einem Flussufer. Der Frosch möchte an das andere Ufer, vertraut dem Skorpion jedoch nicht aus Angst, gestochen zu werden. Der Skorpion erklärt ihm, dass ein Stich für seine eigene Person nur von Nachteil wäre, gegen jegliche Logik verstöße. Skorpion und Frosch machen sich also auf den Weg. In der Mitte des Sees sticht der Skorpion den Frosch und beide sterben. „(...) (S)chon versinkend, wendet (der Frosch) den Kopf und fragt: „Logik, wo bleibt denn da die Logik?“ „Logik“, entgegnet darauf der Skorpion, spuckt das Wasser aus und schließt: „Logik!, das ist nun einmal mein Charakter!““
Beruhigt können wir weiter das Unmögliche angehen, versuchen, jedem zu gefallen.
Sind wir doch machtlos, gefesselt mit Charakter und Natur. Die Frage bleibt jedoch:

Aber muss mich denn jeder mögen?




Sonntag, 23. März 2014

Frau Diese, Herr Dieser

Dieses Mädchen, das alle um den kleinen Finger wickeln kann. Dieser Muskelprotz, der egal in welcher Verfassung trainiert. Diese Klassenbeste, die scheinbar mühelos alles weiß. Dieses Topmodel, das selbst bei Wind und Wetter umwerfend aussieht. Dieser Frauenschwarm, der die Frauen mit kokettem Augenzwinkern zum Dahinschmelzen bringt.
Von ihnen gibt es viele und jeder kann sein ganz persönliches Gegenstück finden. Man verspürt Eifersucht. Das will ich!, lautet der Leitsatz. Es ist nichts Persönliches, aber doch wäre der Tag schöner, ohne der Verkörperung des eigenen Makels gegenüber stehen zu müssen.
Ob es nun der Neue auf der Arbeit oder die Exfreundin des Angebeteten ist, sobald man eine unglaublich tolle und beneidenswerte Eigenschaft an dieser Person wahrnimmt, ist es, als wäre sie diese Eigenschaft. Nennt man übrigens Halo-Effekt.
Man empfindet sie als Konkurrenz und fühlt sich bedroht. Am liebsten steckt man den Kopf in den Sand und macht sich ganz klein. Kommt man ja nicht an gegen so ein Dieses.
Aber.. nur weil eine Person toll ist, heißt das doch nicht, dass Sie weniger toll sind. Diesen Satz könnte ich auf Dauerschleife wiedergeben, denn ich finde ihn gewichtig. Sie haben Ihre Eigenschaften, Sie haben Ihre Gewohnheiten und Sie haben Ihre Eigenart. Wenn da das Tolle Ihres Gegenstückes nicht dabei ist, dann ist das an der Person wohl noch immer toll, aber Sie brauchen es offensichtlich nicht, um toll zu sein. Würden Sie in diesem Punkt nämlich sein wollen, wie Mister Perfect oder Frau Ideal, dann würde sich ein Weg finden, dies in Ihr Leben zu integrieren.
Im Grunde ist das alles bisher schön und gut, das Gefühl bleibt trotzdem. Also lassen Sie uns mal herrlich egozentrisch sein und lassen Sie uns nachdenken, über unsere eigene Person. Und wenn wir tief genug graben, dann ist das Fundament jeder Eifersucht: nicht genug Selbstbewusstsein. Die Rede ist nicht von Arroganz. Man muss nicht überzeugt davon sein, dass man besser ist als alle anderen. Das darf man fast nicht. Es geht einfach nur darum, sich bewusst zu werden, über sich selbst. Denn wenn wir uns selbst erfassen können, wenn wir uns begreifen können, wenn wir verstehen, dann besteht keine Notwendigkeit nach dem Bedürfnis anders zu sein. Denn dann können wir nachvollziehen, warum wir sind, wie wir sind und warum das verändert gehört oder nicht.
Hören wir auf an dem Punkt der Eifersucht und des Heißhungers nach Andersseins? Oder sind wir wundervoll ich-bezogen und bieten uns selbst die Chance auf Verständnis, indem wir uns befassen mit den Hintergründen des Entstehens unserer derzeitigen Person?

So viel sind wir uns doch schuldig.. oder?

Dienstag, 11. März 2014

Die Grazie der Üppigkeit

Frauen wollen schön sein, begehrenswert. Sie wollen bewundert werden. Sie wollen bemerkt werden. Und sie wollen sich selbst gern haben.
Gemocht wird, was in ist. Und in ist man dann, wenn man der Mehrheit gefällt. Wenn man der Mehrheit gefällt, dann wird man bewundert dafür, denn nicht jeder ist in. Man fällt auf, wenn man nicht wie jeder ist, aber doch jedem gefällt. Und wenn man Bestätigung durch andere erfährt, dann ist man zufrieden mit sich und hat sich selbst gern.
Nun ist es so, dass der breiten Masse dünne Frauen gefallen. Nicht dürr, dünn. Wohl geformt, aber nicht zu muskulös. Schönheitsideale gehen mit der Zeit. Früher waren stark ausgefüllte Frauen begehrt, weil sie für Wohlstand und Fruchtbarkeit standen. Heute werden schmale, zierliche Frauen bevorzugt, weil sie in der scheinbar unkontrollierten Masse an zunehmender Untätigkeit und Fresssucht kontrolliert und stark wirken. Models, die Ideale verkörpern, wirken immer grazil, elegant, zierlich. Vielleicht springen darauf so viele Männer an, weil zusätzlich ihr Beschützerinstinkt geweckt wird.
Jedenfalls sind kurvenreiche Frauen nicht in. Sollten sie vielleicht. Sind sie aber nicht. Assoziiert werden sie mit Weiblichkeit, keine Frage. Wohl auch mit Attraktivität. Aber doch verbindet man mit ihnen Plumpheit, Schwere, Ungelenkigkeit, ganz sicher nicht Fitness, Energie oder Vitalität. Sie selbst ebenso. Und dann schauen sie in den Spiegel, nehmen all ihre Assoziationen tatsächlich wahr, fühlen bestätigt, dass sie nicht in, also auch nicht begehrt, bewundert, bemerkt sind und meinen, sich selbst nicht mögen zu können. Das nimmt Einfluss auf ihre Ausstrahlung. Ein Kreislauf beginnt.
Ich sage nicht, dass eine füllige Frau nicht anmutend sein kann. Sie kann. Nur wie?
Was wir nicht assoziieren, stempeln wir als unwichtig und gar gleichermaßen unmöglich ab. Nur weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass ein in die Breite gegangener Mensch nicht – oder so gut wie nie – grazil ist, formulieren wir daraus eine feste Regel. Das muss nicht sein.
Schönheit, Eindruck, Eleganz, Grazie, Anmut, Pracht sind alles unabhängige Eindrücke. Erst der Mensch verbindet sie mit Schmalgliedrigkeit oder Breite, Kürze oder Länge, Helligkeit oder Finsternis. Die Verbindung ist aber stets von der Person abhängig. Daraus lässt sich keine Regel formulieren.
Nun bleibt nur noch zu verinnerlichen, dass es niemals ein Ideal ist, das in ist. Es ist die Eigenschaft, die mit dem Ideal verbunden wird. Dünn ist gewollt, weil dünn Flexibilität, Fitness, Energie, Leichtigkeit verkörpert.
Wenn eine Frau also in sein möchte und begehrt, bewundert, bemerkt, dann muss sie nicht abnehmen. Sie muss das ausstrahlen, das angeblich nur durch das entsprechende Ideal ausgestrahlt werden kann.





Mittwoch, 5. März 2014

Schade, dass ich wirklich bin

Schade, dass ich wirklich bin“, schreibt Siri Hustvedt in 'Der Sommer ohne Männer'.
Ein kleines Mädchen spielt in der Nähe der Hauptfigur mit einem Puppenhaus und Kuscheltieren. Hustvedt schreibt: „Ich wandte mich wieder meinem Buch zu, aber die Stimme des Kindes lenkte mich hin und wieder durch Ausrufe und lautes Summen ab. Einer kurzen Stille folgte die plötzliche Klage: 'Schade, dass ich wirklich bin. Drum kann ich nicht in mein kleines Haus gehen und drin wohnen!'
Ich erinnerte mich, erinnerte mich an jene Schwellenwelt des Beinahe, in der sich Wünsche fast verwirklichten. Konnte es sein, dass sich meine Puppen nachts regten? Hatte sich der Löffel selbsttätig ein paar Millimeter bewegt? Hatte meine Hoffnung ihn verzaubert? Wirkliches und Unwirkliches wie spiegelbildliche Zwillinge, so nah beieinander, dass beide lebendigen Atem verströmten.
Als Kinder haben wir unsere eigene Welt. Wir sehen eine Welt, aber nicht die, die uns beigebracht wird. Wir sind noch nicht lange genug anwesend, um derart beeinflusst worden zu sein, dass wir Feen und Magie nicht mehr sehen. Alles ist möglich. Und so verkörpert ein und dieselbe Stimme manchmal bis zu fünf verschiedene Puppen. In diesem Moment sind es verschiedene Stimmen für uns. Da solle einem mal einer beweisen, dass dem nicht so ist.
Sie beweisen es. Und so wird aus unseren Vorstellungen etwas Unwirkliches, Unwahrscheinliches. Wir setzen uns auseinander mit Wirklichkeit und Hirngespinsten, lernen zu unterscheiden bis das eine nicht mehr parallel zum anderen existieren kann.
Das ist nicht unbedingt schlecht. Es geht fast nicht anders. Wir müssen uns einigen auf bestimmte, einige Gegebenheiten. Anderenfalls wäre eine Gesellschaft undenkbar. Auch wenn diese noch so oft kritisiert wird, so gibt es sie doch. Wir brauchen sie wohl, denn wie sollten wir ohne Mitmenschen leben?
Wir passen uns also an, werden erwachsen. Doch legen wir das Träumen von Widersprüchen zur Realität nie ab. Es entstehen Sätze wie: Wenn ich doch nur reich wäre, dann könnte ich mir alles leisten. Wenn ich doch nur gesund wäre, dann würde ich mein Leben genießen.
Wunschdenken begleitet uns immer, jedoch verändert es sich. So dachten wir früher an Fantastereien, wo wir heute nur hypothetisch Mögliches in Erwägung ziehen. Und obwohl unsere Träume bescheidener und machbarer werden, so wünschen wir weiterhin, ohne zu glauben, wohingegen wir damals glaubten, ohne wünschen zu müssen.
Manchmal beschleicht einen der Gedanke, dass die Welt ohne diese Vereinbarungen, die eine Gesellschaft ermöglichen, toller wäre. Denn dann müsste niemand mehr äußern: „Schade, dass ich wirklich bin“, denn Wirklichkeit hätte keine Bedeutung.


Sonntag, 23. Februar 2014

Magische Worte

Ich bin nicht ganz unsportlich, aber mein zweiter Name würde auch niemals 'Sport' lauten. Ich kann unter anderem ein paar Break-Dance-Elemente, aber – Sie werden lachen – einen Handstand kann ich nicht. Also habe ich mir vorgenommen, einen Handstand zu können.
Los geht’s. Nach einer halben, frustrierenden Stunde, richte ich mich auf und stämme die Hände in die Hüften. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Ich kann's einfach nicht.
Aber(!) so einfach darf man doch nicht aufgeben. Auf ein Neues. Kurz halte ich inne, atme tief durch, sage „Ich kann.“ - Und stehe! Nämlich – erstaunlicher Weise – auf meinen Händen.
Eigentlich war mir das 'Bitte' als Zauberwort bekannt, aber wie sich herausstellt liegt die Magie wohl in einem einfachen, bestimmten 'Ich kann.'. Meine Augen leuchten.
  1. Weil ich das Unmögliche – einen Handstand – kann.
  2. Weil das Kopfkino beginnt und langsam all die Möglichkeiten mein Bewusstsein erreichen, die mir nun offen stehen.
Ein Rückblick auf all die Dinge, die mir bisher unzugänglich waren, lässt mich eine Gemeinsamkeit erkennen: Ich hielt sie für unmöglich.
Kann dies des Problems Lösung sein? So einfach und unscheinbar? Das hört sich unsinnig – ja, unmöglich an. Und wenn es meine eigene empfundene Wortwahl ist, die das angeblich Unmögliche unmöglich macht? Dann bin ich wohl meines eigenen Unglücks Schmied.
Aber das möchte ich nicht sein. Das wäre Unsinn entgegen aller annehmbarer Vernunft. Denn ich kann sein wer ich will. Und ich kann tun was ich will. Und sagen. Und denken. Und fühlen. Und deswegen, ja, deswegen werde ich sein, tun, sagen, denken, fühlen, was ich will. Und deswegen, genau deswegen bin, tu', sage, denke, fühle ich, was ich will.
Denn ich bin fähig, 'Ich kann.' zu sagen. Ich bin fähig, 'Ich kann.' zu empfinden.

Wir sind fähig, das Unmögliche möglich zu machen, denn wir sind jene, die über möglich und unmöglich entscheiden. 

Samstag, 15. Februar 2014

Temporärer Erfolg oder konstante Norm

Es gibt Menschen auf dieser Welt, die temporären Erfolg haben. Eine geniale Idee und diese finanziert ihr weiteres Leben. Eine gute Woche und es folgt eine mit Bravur bestandene Prüfung. Jeder hat mal Erfolg und bestehe der auch nur darin, zehn Minuten auf dem Laufband gestanden zu sein.
Dabei fühlt man sich klasse und man hat das Gefühl, die Welt umarmen zu können. Ja, die Welt sogar retten zu können. Doch in den Köpfen der meisten ist der Gedanke verankert, dass nach dem Höhenflug der Absturz folgt. Dies gleicht schon einem Gesetz.
Wir halten also fest, dass jeder mal Erfolg hat. Das ist nicht das Meisterwerk. Temporärer Erfolg wird auch nicht dadurch bewundernswerter, dass er größer ist. Die wahre Kunst liegt in der Konstanz.
Mir ist noch nie jemand begegnet, der ein wahrhafter Macher ist, sich niemals unterkriegen lässt und falls es zu einem Sturz kommt, diesen abgemildert abschirmen kann. Jemand, der weiß was er will, und auch weiß, wie er es bekommt. Und zwar immer.
Wir nehmen Anlauf, rennen und brechen irgendwann keuchend zusammen. Das hört sich allerdings nicht besonders vielversprechend an. Frauen können es wohl nicht mehr hören, doch auch der letzten müsste inzwischen klar sein, dass Crash-Diäten, nur den Jo-Jo-Effekt garantieren. Ihnen wird empfohlen konstant und gleichmäßig abzunehmen. Warum sollte diese Empfehlung nicht auch auf den Erfolg bezogen werden können?
Wir nehmen uns Unwahrscheinliches vor, verwenden darauf Unmengen an Energie und sind begeistert, wenn es überraschenderweise klappt. Danach sind wir aber erst mal platt und gönnen uns eine Auszeit. Haben wir uns doch verdient. Auch Melissa (Anna Friel) gibt Eddie Morra (Bradley Cooper) in dem Film „Ohne Limit“ in Bezug auf die Wunderdroge, die den Konsumenten extrem leistungsfähig macht, zu bedenken: „Ich bin doch nicht blöd. Kein Mensch ist in der Lage auf diesem Niveau zu funktionieren, ohne abzustürzen.“

Vielleicht gehen wir die Sache falsch an. Das, was für uns normal erscheint, ist für uns niemals anstrengend. Es wird erst anstrengend, wenn wir es hinterfragen. Was würde also passieren, wenn wir nicht gleich nach den Sternen greifen würden sondern besonnen das Unmögliche möglich machen indem wir winzige Schritte gehen und es dabei fast schon zu einfach wird? Lasst uns ein bisschen mit unseren Vorstellungen arbeiten. Wir brauchen ein Ziel. Ein derart durchdachtes Ziel, dass wir es in unserem Geist bereits erleben können. Wir müssen unsere momentane Lage erfassen, wissen, wo wir jetzt in diesem Augenblick stehen. Dann kennen wir den Startpunkt und das Ideal. Wenn wir das erst einmal kennen, ebnet sich der Weg wie von selbst. Denn durch dieses Wissen, ist uns bewusst, welche Eigenschaften und Bedingungen für das Eintreffen notwendig sind und was wir ändern müssen, um einzutreffen. Wenn wir das verinnerlichen, dann bedeutet es das Ende temporärer Erfolge. Wenn wir das verinnerlichen, dann tragen wir die Motivation pausenlos in uns und können konstant Erfolg leisten. Und das Schöne daran? Wir empfinden es als mühelos, da es unsere Normalität ist. 

Donnerstag, 13. Februar 2014

ehrliches Verständnis anstelle von verständnisvoller Verächtlichkeit

In der Schule gibt es viele goldene Regeln. Eine davon lautet, dass man sagen darf, was man will, solange man es begründen kann. Dies zeugt dann nämlich davon, dass man seine Ansichten durchdacht hat und sie möglicherweise sogar belegen kann. Größtenteils gilt sie auch allgemein.
Diese Regel verliert erst an Gültigkeit, sobald mir eine Person gegenübersteht, die andere Meinungen nicht akzeptieren und fremde Gedankengänge nicht nachvollziehen möchte. Sie hält stur an ihrem fest und aus Angst sich zu verlieren – denn im Verlauf einer verständnisvollen Diskussion, werden das ein oder andere Mal einsichtig die eigenen Argumente entkräftigt – in der Neuorientierung, verschließt man sich vor möglichen Zweifeln.
Eine solche Person wird schnell als engstirnig, unangenehm, unsicher angesehen. Das sind alles negative Wertungen. Immerhin erzielt man so keinen Fortschritt.
Annemarie Pieper, eine ehemalige Professorin für Philosophie an der Universität Basel, schreibt in ihrem Werk „Einführung in die Ethik“ unter anderem über „Relativismus in der Moral?“. Sie beginnt damit, dass unterschiedliche Moralvorstellungen in unterschiedlichen Gruppen herrschen und erklärt anhand des Beispiels Salman Rushdie, der wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt wurde, dass wir uns sehr wohl einmischen dürfen in moralischen Fragen außerhalb unseres Geltungsbereiches. Sie ruft zu 'kritischer Intoleranz' auf und begründet ihre Meinung dadurch, 'dass es auf einer übergeordneten, neutralen Ebene möglich sein muss,' zu einem Konsens – also eine nahezu einstimmige Einigung – zu gelangen.
Sie sagt also, dass wir anderen Gruppen unsere Moralvorstellungen nahelegen sollten, weil diese sich am Allgemeinwohl orientieren und wir uns durchaus auf Diskussionen einlassen, unsere Meinung bisher jedoch immer erfolgreich verteidigen konnten.
Dabei müsste man doch bedenken, dass diese Abweichungen von unseren Vorstellungen nur beständig sind, weil sie ebenso ihre Gründe haben. Sind wir nicht gerade so ignorant, wie wir es bei anderen bemängeln? Da wir oft nur unsere Seite beleuchten, ohne den Versuch zu starten, andere Meinungen nachzuvollziehen.
Mir hat einmal jemand geraten, in einer Diskussion eine Ansicht zu verteidigen, die vollkommen gegensätzlich zu meiner ist. So bleibt der Versuch für Verständnis nicht oberflächlich. Danach kann man schon besser darüber urteilen, ob die Meinung eines anderen wirklich derart abwegig ist oder ob sie durchaus ansehnliche Standpunkte vertritt.
Außerdem muss erwähnt werden, dass nur weil wir eine Begründung für etwas aufweisen können, es nicht automatisch dessen Richtigkeit bestätigt. Im Mittelalter begründeten der Klerus und der Adel die Ständegesellschaft damit, dass sie gottgewollt sei. Für heutige Maßstäbe ist dieses Argument absurd, weil sich neue Sichtweisen ergeben haben. Begründung ist also nicht gleich Beweis. Schließlich kann es immer sein, dass uns etwas in unseren gut durchdachten Belegen entgeht wodurch unsere Aussagen, die wir zu belegen suchen, auch an Richtigkeit verlieren.

Wenn wir Eigenschaften wie Engstirnigkeit oder kompromisslose Ablehnung bemängeln, dann sollten wir vorbildlich das Gegenteil ausleben. Wie wäre es mit mehr Verständnis und weniger Verächtlichkeit? 

Freitag, 7. Februar 2014

Das erwachsene, verkümmerte Staunen

Wir sind wie Kleinkinder, wollen ständig das Neue und Aufregende erleben, möchten das Glitzern in unseren Augen und das Staunen in Form von Gänsehaut spüren, wollen, dass uns hie und da ein Oh! und Ah! Entschlüpft, ohne, dass wir es verhindern könnten.
Kinder sind scheinbar pausenlos in Bewegung und ihre Launen schlagen häufig vom einen Extrem in das andere über. Man bringt dem nur eins entgegen: Verständnislosigkeit. Wie kann man ununterbrochen krabbeln, rennen, Purzelbäume schlagen und selbst noch beim Sitzen die Füße baumeln lassen, wenn dem Erwachsenem nach dem Bezwingen des Treppenhauses bereits die Puste ausgeht? Wie kann man brüllend heulen und im nächsten Moment schon wieder den Bauch vor Lachen halten, obwohl dem Erwachsenem bereits der Nerv für ein falsches Wort fehlt?
Kinder sind grenzenlos und haben somit von dem nichts, von dem wir zu viel haben. Sie machen sich keine Gedanken darüber, ob sie fünf Mal um den Block rennen können. Sie tun es einfach. Sie überlegen sich auch nicht, ob sie genug Energie für ein weiteres Erlebnis haben. Im Gegenteil. Sie sind wissbegierig und nehmen begeistert, intensiv und ungefiltert all das auf, das für uns an Glanz und Gloria verloren hat.
Rauben wir uns selbst also das Aufregende und Freudvolle, das Intensive und Farbenfrohe? Ist es unsere Person, der wir die Missetat aufbürden sollten, und nicht der Alltag, der seinen guten Ruf einbüßen musste?
Schließlich staunen und staunen wir bis hin zu dem Punkt, an dem die Begeisterung teilnahmsloser Gleichgültigkeit weicht und wir nicht mehr Regung aufbringen können als ein lasches Schulterzucken. Wir meinen angekommen zu sein in der Sackgasse der Eintönigkeit und weil wir geradeaus stieren auf die Wand, die uns nicht weitergehen lässt, erkennen wir nicht die zahllosen Fluchtmöglichkeiten in all die anderen Richtungen. Meinetwegen fliehe hinauf, einfach über die Mauer drüber, aber fliehe. Denn ein Schwarz-Weiß-Film, insbesondere der des eigenen Lebens, hat noch nie mehr Freude aufwallen lassen als ein leuchtender und schillernder Trailer, der Wirklichkeit zu Realität werden lässt.
Für Kinder ist alles neu, weswegen die zugehörige Aufregung sie ohne Mühe begleitet. Erwachsene kennen sich aus, kennen schon vieles. Sie lassen sich begeistern bis hin zu einem gewissen Punkt und dann wollen sie nicht mehr albern sein, wollen gefasst und weltgewandt wirken. Dabei könnten wir selbst in der banalsten Selbstverständlichkeit eine grenzenlose Sensation erleben – wäre da nicht der Verstand, der uns einfach nicht verstehen lassen will, was wir doch dank unserer sagenhaften Standhaftigkeit längst verstanden haben sollten.
Dabei wollen wir doch erleben und sprachlos sein. Stattdessen beschweren wir uns nur – im Endeffekt über uns selbst. Der Alltag ist langweilig. Das Bekannte fad. Doch niemand möchte verändern und so laufen wir morgens über die vereiste Straße, die nicht gleichzeitig als funkelnder Sternenhimmel erscheinen möchte. Und so liegen wir im Sommer auf der Wiese und schenken dem eindringlichen Gesang umherschwirrender Hummeln keinerlei Gehör. Und so fallen wir abends todmüde ins Bett ohne ein Seufzen erübrigen zu können, das dem Verblüffendem des Lebens gewidmet wäre.


Dienstag, 4. Februar 2014

Ein Jetzt ohne Beigeschmack

Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.
Hallo, ich bin faul. Und Sie? Traditionell vor jedem Wochenende oder vor jedem Urlaub nehme ich mir einen Haufen Dinge vor. Zum Beispiel wirklich regelmäßig Sport zu machen oder mich endlich mit dem Vorgang der Proteinbiosynthese auseinander zu setzen oder einfach mal wieder Ordnung in meinen Kleiderschrank zu bringen. Ich nehme es mir ganz ehrlich vor. Am Ende habe ich allerdings im Glücksfall zwei Punkte von hundert Mal so vielen abgearbeitet.
Zuerst versuche ich, mir die Vorteile meines Vorhabens zu verdeutlichen. Sitzend erzähle ich mir also, dass ich die Szenenanalyse für Deutsch wirklich schreiben sollte, da sich Klausuren einfacher schreiben lassen, wenn man weiß was man zu tun hat und sich nicht zuerst damit auseinandersetzen muss, wenn's schon gilt. Nur stehe ich nicht auf und beginne zu schreiben. Stattdessen lasse ich mich lieber in die Kissen fallen und schlafe eine Runde.
So verhält sich das auch mit dem Sport. Dessen Vorteile muss man gar nicht erst aufzählen,  kennt immerhin jeder. Trotzdem befinde ich mich lieber auf dem Sofa mit einem guten Buch in der einen und einem Schokoriegel in der anderen Hand anstelle vom ungemütlichen Waldweg, den ich ja entlang joggen könnte.
Das Problem ist, dass immer wenn man sich überlegt, was man tun sollte, einem tausend andere Dinge einfallen, die man viel lieber tun würde. Es ist als würde man sich davor fürchten, dass einem all die Freuden im Leben versagt bleiben, nur weil man Zeit dem geopfert hat, das man zu erledigen hat. Im Endeffekt ist es jedoch so, dass unumgängliche Dinge irgendwann getan werden müssen. Wenn ich den Mülleimer heute nicht leer, dann muss ich es morgen ja doch tun. Wir verschieben also nur. Und der einzige Unterschied ob man Aufgaben sofort oder nachher erledigt ist das Gefühl dabei. Währendem man nach vollendeter Arbeit seelenruhig seinen Hobbys nachgehen kann, lässt das schlechte Gewissen bei bevorzugten Hobbys mit Türmen von Unordnung und zu erledigenden Aufgaben im Hintergrund nicht von einem ab.

Somit hat das Morgen, das wir so gern als Beschwichtigung verwenden, einen bitteren Beigeschmack während ein Jetzt uns mit Zufriedenheit und Ruhe belohnt. 

Montag, 3. Februar 2014

Das Anerkennen von Träumen

Wer kennt das nicht? Man ist vollkommen weg, eingetaucht in diese ganz persönliche, wundervolle Welt. Glück nimmt Gestalt an und man weiß ganz genau, was man will. Plötzlich klingelt der Wecker, der Lehrer beendet den Lehrfilm, die beste Freundin ruft an, der Postbote steht vor der Tür – das Leben ruft. Man schlägt also die Augen auf, orientiert sich und möchte die Augen schon wieder für immer schließen. Die Wirklichkeit in ihrem unvollkommenem Kontrast zum Erträumten springt einem ins Gesicht und überhäuft die ganze Person mit grotesker Niedergeschlagenheit. Ich habe einen Höhenflug hinter mir und es folgt eine Bruchlandung. Desto schöner die Vorstellung, desto schlimmer das Hier und Jetzt.
Träume sind etwas Gutes. Sie spornen einen an zu wirken und setzen oft auch die Grundlagen für gesetzte Ziele. Sie ermöglichen uns den Glauben an das Mögliche und sie fördern Erfindungen, die noch nicht existieren. Sie sind das Portal zur Grenzenlosigkeit – und doch prallen wir hart auf dem Boden der Tatsachen auf, sobald wir die augenblicklichen Grenzen bewusst wahrnehmen und sie uns blind werden lassen für fantasierte Wege.
Ich habe mich normal gefühlt, dann habe ich geträumt und jetzt fühle ich mich schlechter als zuvor. Heißt das, wir sollten besser nicht träumen? Immerhin verursachen Wunschvorstellungen anscheinend erdrückende Zustände. Ich hätte gerne, habe aber nicht – werde auch niemals haben. Und hier liegt auch schon das Problem.
Nicht das Träumen lässt uns Unwohlsein empfinden. Nein, Träume sind gut. Wir sind vor den Kopf gestoßen sobald wir uns zwanghaft verdeutlichen, welch scheinbar gravierender Unterschied zwischen Erstrebenswertem und Gegebenem besteht. Doch warum muss unser Traum enden sobald wir die Augen geöffnet haben? Warum sehen wir es als nötig an, uns die Missstände unserer Realität vor Augen zu führen – und das pausenlos? Aus Angst, verloren zu gehen? Aus Furcht, Fiktion und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden zu können? Gibt es denn einen Unterschied?

Ich sage: Lasst uns größer träumen, als je zuvor! Lasst uns Vorstellungen genießen. Lasst uns glauben. Lasst uns realistisch visualisieren und dem angeblich Unmöglichem einen Hauch von Möglichkeit überziehen. Lasst uns unsere Träume leben und der Verwirklichung dieser mit Erfüllung nachgehen. Lasst uns Rückschläge als Chancen ansehen, auch wenn wir doch widerstrebend empfinden. Lasst uns sein, was wir sein wollen, einfach weil wir sein wollen, was wir sein können. 

Sonntag, 2. Februar 2014

Das Differenzieren des gleichen Prinzips

Menschen bewerten. Das ist nichts Neues. Es gibt auch Worte, die Wertung ausdrücken. Zum Beispiel profitabel beziehungsweise eigennützig oder leichtfüßig beziehungsweise trampelnd. Sachlich wäre beispielsweise gehend. So spielt auch der Tonfall eine entscheidende Rolle. Uns wird ermöglicht allein durch Betonung Ironie zu verdeutlichen obwohl unsere Wortwahl das Gegenteil spricht
Mir ist aufgefallen, dass Menschen selten sachlich sind, dass sie von sachlichem Tonfall häufig provoziert werden und dass ihnen zumeist nicht bewusst ist, welche grundlegende Wertung sie abgeben.
Nehmen wir das Beispiel Aufziehen von Fronten im Zeiten Weltkrieg. In einem Gespräch sagte mein Gegenüber, dass der Zweite Weltkrieg hätte kürzer sein können, wenn die Amerikaner die zweite Front früher eröffnet hätten. Doch sie haben es nicht getan. Sie warteten, bis deutlich zu erkennen war, wer gewinnen würde und dann erst griffen sie ein. Noch dazu legten sie ihren Eingriff nicht nur als Bekämpfung des Nationalsozialismus aus, sondern benannten ihn ebenfalls als Mauer und damit gleichgesetzten Schutz gegen die Bolschewisten und wurden somit als Helden angesehen.
Kurz gesagt: Sie handelten zu ihrem größtmöglichem Vorteil.
In einem anderen Gespräch mit besagtem Gegenüber redeten wir über Ausländer in Deutschland. Dabei vertrat die Person die Meinung, dass Deutschland striktere Einwanderungsgesetze erlassen sollte, weil Deutschland sonst zu seinem eigenen Nachteil handeln würde, da zum Beispiel ein Job dadurch nicht an einen Deutschen sondern an einen Ausländer gehen könnte und da die deutsche Kultur durch die Forderungen der Einwanderer leidet, gar ausstirbt.
Auf Europaebene und in Bezug auf die Wirtschaft ließ mein Gesprächspartner verlauten, dass Deutschland entweder aus der EU austreten sollte oder die EU keine wirtschaftlich schwachen Länder aufnehmen dürfe.
Kurz gesagt: Deutschland sollte intelligenter handeln und dabei seinen größtmöglichen Vorteil ziehen.
Um das klar zu stellen: Es handelt sich hierbei keineswegs um einen ausländerfeindlichen Nazi, der Immigranten geschändet sehen möchte. Er respektiert sie – nur sieht er sie nicht gerne in Deutschland. Hinzugefügt muss noch werden, dass meinem Gesprächspartner nicht einmal ansatzweise jedes Mittel recht ist, um seine Ansichten durch Taten sprechen zu lassen.
Es geht auch gar nicht um den Inhalt unserer Gespräche. Vielmehr geht es mir darum, dass mein Gegenüber bei ein und demselben Prinzip – nämlich das Handeln eines Landes zu seinem eigenen Vorteil – differenziert. Man könnte annehmen, dass das eine doch gar nicht mit dem anderen zu vergleichen sei. Sind ja schließlich zwei verschiedene Inhalte. Aber minimiert ausgedrückt, handelten die Amerikaner zu ihrem eigenen Vorteil ohne Berücksichtigung der Verluste, die andere somit hinnehmen mussten. Das wird als negativ gewertet. Deutschland hingegen sollte zu seinem eigenen Vorteil handeln, ohne dabei zu berücksichtigen, dass einigen Menschen dabei ein Leben des Wohlstandes erschwert oder vorenthalten wird. Das hingegen wird als empfehlenswert angesehen. Wo liegt also der Unterschied? Dass man beim Einen einen gewissen Abstand hat und beim Anderen persönlich betroffen ist? Dann sollte die Kritik wohl umformuliert werden. Aus 'Ein Land sollte nicht nur zu seinem eigenen Vorteil handeln, sondern Beteiligte berücksichtigen.' wird 'Ein Land darf dann zu seinem eigenen Vorteil handeln ohne Berücksichtigung anderer, wenn es seinen „wirklichen“ Landsmännern Profit einbringt.'. Schwierige Sache. Danach wären Zusammenschlüsse wie die EU vollkommen unnütz. Die Person hat ihre Aussagen auch nicht nach dieser Kritik gestaltet. Jedoch wirkt es so. Was steckt also dann dahinter? Geht es doch nicht um ein und dasselbe Prinzip? Habe ich ein wichtiges – vielleicht auch scheinbar nichtiges – Argument übersehen, das von einem anderen Prinzip zeugen würde?

Was ich schlussendlich zu sagen habe, ist, dass wir öfter bis auf den Grund unserer Wertungen und Aussagen gehen sollten, um zu erkennen ob wir nicht manchmal nur anscheinend einen Wert, eine Meinung vertreten, die tatsächlich aber fast schon gegensätzlich zu unseren Aussagen, Gedanken steht. 

Samstag, 1. Februar 2014

Wir sollten uns ändern.

Wir schreien, weisen von uns, streiten, verhalten uns unfair, verachten. Unser Temperament zeigt sich oft, wir handeln im Affekt. Dagegen können wir nichts tun, sagen wir. Etwas zu durchdenken, ist uns fremd. Jemanden zu durchdenken, besser gesagt. Mitgefühl lassen wir nicht zu. Ist doch alles nur oberflächlich. Am Meisten beschäftigen, interessieren wir uns für uns selbst. Andere sind auch nur der Weg, etwas über uns herauszufinden. Die Gedanken werden noch egoistischer.
Denn ich frage jetzt: Wenn diese Person, vollkommen egal welche, in den nächsten fünf Minuten stirbt, kannst du sie ruhigen Gewissens gehen lassen? 

Wir, die Verurteilten

Ich glaube, dass wir meistens die Dinge an uns verändern wollen, die anecken. Denn wenn etwas auffällt, dann nehmen das unsere Mitmenschen bewusst wahr. Natürlich wird dann darüber geurteilt. Wir wollen aber nicht, dass andere über uns ein Urteil fällen. Immerhin kann daraus schnell eine Verurteilung werden.
Oft hört man, dass der erste Eindruck zählt. Der zählt auch. Nur habe ich fälschlicherweise früher gedacht, dass dieser unwiderruflich sei. Das ging dann in die Richtung von: Oh Gott, wenn ich erst mal vor den Augen aller im Bus Sitzenden stolpere, dann werden sie mich in Zukunft immer als die Gestolperte ansehen. Das tun sie dann vielleicht auch das nächste Mal wenn sie mich sehen. Wenn ich bei diesem nächsten – oder übernächsten – Mal aber standhaft bleiben kann, dann wird der erste Eindruck in den Hintergrund rücken. Und wenn sie meiner Standhaftigkeit nicht genug Aufmerksamkeit schenken, dass sie ihre Meinung ändern würden, dann hat das Stolpern nicht mal ansatzweise genug Wurzeln in ihrem Hirn gefasst, dass sie sich den Kopf über mich zerbrechen würden, weswegen meine Sorgen darüber, was andere wohl von mir denken, sinnlos wären, denn anscheinend beschäftigen sie sich nicht wirklich mit mir.
Das kann man als Erleichterung sehen. Die haben doch ihr eigenes Leben, ihre eigenen Sorgen. Ob da einer stolpert oder nicht, interessiert sie nach spätestens zwei Sekunden schon wieder herzlich wenig.
Und noch etwas. Wenn ich einen Rock mit Zebra-Muster, dazu ein schwarz-pink gestreiftes Top und drüber einen neon-grünen Blazer trage, dann wird mir das Urteil durch hochgezogene Augenbrauen unmissverständlich mitgeteilt. Jetzt habe ich mich aber umgezogen, trage blaue, einfarbige Jeans mit weißem T-Shirt und schwarzen Straßenschuhen. Was passiert? Gar nichts. Und das gibt den Menschen oft Sicherheit. Doch dieses Ignorieren einer Person, weil sie sich unauffällig kleidet, ist nicht minder eine Reaktion der Verurteilung als eine hochgezogene Augenbraue. Es entspricht dem Gedanken: 'Ach, die ist langweilig. Die muss ich noch nicht einmal bemerken.' Welches Urteil besser ist, darüber lässt sich streiten.

Menschen urteilen, egal was wir tun. Das liegt in ihrer Natur. Doch liegt es an uns, uns nicht zu verstecken und in die Hand zu nehmen, welche Reaktion folgen soll. Wir werden nämlich wahrgenommen, es geht letzten Endes nur um die Frage: Wie möchte ich wahrgenommen werden? Und zu guter Letzt: Urteilen tatsächliche Bedeutung zukommen zu lassen, ist unnötig. Denn sie werden dieser Bedeutung schlichtweg nicht gerecht. 

Donnerstag, 30. Januar 2014

Den Zufall ergreifen

Wir gehen unseren Weg und manches trifft ein, scheinbar willkürlich und ganz ohne unser Zutun. Unser Leben gleicht einer Möglichkeit. Eine Möglichkeit, die bewusst oder unbewusst genutzt wird. Eine Möglichkeit, die offen und unbestimmt ist. Eine Möglichkeit, die uns das Unglaubliche und Unvorhergesehene einbringen kann.
Ich sitze also in der Bücherei, schlage mein Buch zu und bemerke beim Hinaustreten ein Plakat. „Berufe für Fremdsprachler“ - ein Vortrag im BIZ. Bei mir haben sich inzwischen paar Sprachen angesammelt und ich hatte diese bereits in Zukunftsgedanken miteinbezogen, wusste aber nichts damit anzufangen. Ich wollte mir noch Infos diesbezüglich besorgen. Nur fehlt auch mir wie jedem anderen die Zeit und manchmal auch der Antrieb. Morgen, morgen, nur nicht heute sagen alle faulen Leute. Nun stehe ich aber hier und die Möglichkeit zur Umsetzung meines Vorhabens wird mir auf dem Silberteller serviert.
Wie viel Zufall kann da dahinter stecken?
Tatsächlich könnte ich kein einziges Beispiel für ein Ereignis nennen, das noch niemals zuvor in irgendeiner Weise meine Gedanken gekreuzt hätte. Wenn uns also das Unerwartete begegnet, so müssten wir doch gelassener reagieren können, als wir es oft tun. Immerhin ist es gar nicht derart unerwartet, wie anfangs gedacht. Wenn Sie etwas erlebt haben, an das Sie davor noch nicht im Entferntesten gedacht haben, dann erzählen Sie mir davon. Bitte. Es würde mich sehr interessieren, denn mir ist das vollkommen fremd.
Zurück zum Ereignis selbst. Wer kennt das nicht? Es passiert, man ist perplex und im Nachhinein fallen einem zigtausend Möglichkeiten ein, wie man hätte reagieren können. Warum ist mir das nicht früher eingefallen? Eine Frage, die sich wohl jeder schon gestellt hat.
Das Einzige, das ich darauf zu antworten weiß, ist: Ruhe bewahren. Und auch wenn es eigentlich heißt, dass man nachdenken solle, bevor man spricht, so rate ich in einem solchen Fall, einfach freiheraus das zu sagen, was man denkt. Situationen, in denen man nachdenken kann, erwartet man im Normalfall. Wenn man jemanden anruft und am anderen Ende der Leitung ein: „Hallo?“ zu vernehmen ist, dann kann mir doch keiner erzählen, dass er überrascht ist. Wenn man aber den Gang des Supermarkts entlang läuft, das 'Vorsicht!'-Schild übersieht und ausrutscht, dann darf einem schon mal ein „Scheiße!“ entschlüpfen.

Versuchen Sie einfach, aus unerwarteten Zufällen das Beste zu machen, die Sprache wiederzufinden und auch mal laut über sich selbst zu lachen. 

Mittwoch, 29. Januar 2014

Mikado mit Strategie

Gewohnheiten sind schwer, zu durchbrechen. Manchmal haben wir sie uns mühsam auferlegt und dabei eine andere abgelegt. Manche begleiten uns schon ein Leben lang. Wenn ich immer schon Rechtshänder war, dann werde ich nicht einfach so Linkshänder. Wenn ich hauptsächlich auf der Couch rumlümmel, dann werde ich nicht am nächsten Tag die Welt retten. Wenn ich morgens zuerst den linken Fuß aufsetze, dann wird es mir zuwider sein, den rechten Fuß zuerst aufzusetzen.
Warum sollten wir auch? Der Mensch behält hauptsächlich Verhaltensweisen bei, die sich für ihn lohnen. Allgemein sind wir – bewusst oder unbewusst – immer auf unseren Vorteil aus. Auch wenn das einzige Pro-Argument darin besteht, dass es einfacher ist, unverändert weiter zu leben, so ist es doch ein Argument.
Leider verhindern Gewohnheiten Veränderungen, die mit Fortschritt einhergehen. Wenn ich zu ungesund esse, dann wird es schwer für mich sein, gesund zu essen.
Selbst wenn wir mit gutem Vorsatz an die Sache herangehen, steht uns das Problem im weg, dass eine Tätigkeit nicht nur Tätigkeit ist. Wir sind aufgewachsen, haben unser Leben gestaltet. Jeder kleine Teil davon ist nicht ein Teil für sich. Alles hängt miteinander zusammen. Kennen Sie das Spiel Mikado? Man nimmt Holzspieße zusammen, lässt sie fallen und versucht dann dem Haufen so viele wie möglich zu entnehmen, ohne andere dabei zu berühren. Haben Sie schon versucht, in der Mitte zu beginnen? Sie hätten so gut wie verloren. So ist es auch mit Gewohnheiten. Wenn Sie immer zuerst mit dem linken Fuß aufstehen, dann verbinden Sie damit ein bestimmtes Gefühl und bestimmte Bedingungen. Zum Beispiel, dass es Morgen ist oder dass der Tag jetzt beginnt. Wenn Sie nun zuerst mit dem rechten Fuß aufstehen, dann empfinden Sie anders und das löst eine Kettenreaktion aus. Ihr Morgen startet damit, dass sie – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick – irritiert sind. Das sind vollkommen andere Konditionen und wenn die anders sind, dann führt das zu anderen Folgen.
Wir reagieren auf Veränderung mit Ablehnung. Das ist ganz natürlich. Etwas Unbekanntes ist plötzlich da und wir fühlen uns haltlos, unsicher, geraten vielleicht sogar in Panik. Was haben wir jetzt zu tun?! Das ist neu und wir müssen uns erst damit auseinandersetzen, bevor wir damit umgehen können.

Auch wenn es so scheint, ist das nicht die Ausrede schlechthin. Ich fühle mich unwohl bei Veränderung, also lass ich es. Nix da. Das Spiel Mikado ist nicht von vornherein verloren. Sie brauchen nur eine Spieltaktik. Beginnen Sie nicht mittendrin. Beginnen Sie mit den Holzspießen, die etwas weiter abseits liegen und arbeiten Sie sich vor. So ist das auch mit Gewohnheiten. Sie haben sich bisher immer ungesund ernährt und wollen sich ab morgen gesund ernähren? Nur noch heute sündigen und dann nie wieder? Das wird nicht funktionieren. Am Ende sind Sie nämlich nur eins: entmutigt. Versuchen Sie, ab jetzt eine Woche lange nur noch ein Stückchen Schokolade zu essen anstelle einer ganzen Tafel. Wenn es zwischendurch mal zwei sind, ist das auch nicht schlimm. Geben Sie nur nicht auf. Und wenn Sie das dann können, können Sie Gemüse in ihre Essgewohnheiten integrieren, indem Sie pro Tag eine Karotte essen. Gehen Sie Schritt für Schritt und die Veränderung zu einer neuen Gewohnheit liegt in absehbarer Nähe. Und haben Sie Verständnis mit sich selber. Rückschläge gehören dazu, bleiben Sie nur nicht stehen. 

Dienstag, 28. Januar 2014

Verstand = Grenzenloses Wissen?

Goethe schrieb einst:
Allwissend bin ich nicht, doch vieles ist mir bewusst.“
Wir müssen nicht alles wissen. Manchmal scheint es gar, als wäre das Lernen eines jeden winzigen Details Verschwendung. Verschwendung von Energie. Verschwendung von Nervenzellen. Verschwendung von Zeit, in der man hätte etwas Nützliches tun können.
Unser Gehirn basiert auf dem Prinzip der Assoziation. Wenn wir lernen, werden neue Verknüpfungen von Nervenzellen gebildet. Sobald uns ein Reiz begegnet, der irgendwie in Verbindung mit dem Erlernten steht, werden eben diese Verknüpfungen von Nervenzellen aktiv. Die verbundenen Zellen bilden ein Netz, das wächst, wenn wir neue Assoziationen speichern. Doch ebenso werden Verknüpfungen, die nicht mehr genutzt werden, wieder abgebaut.
Dieser ganze Vorgang erscheint mir äußerst mühsam, auch wenn wir dabei nicht bewusst steuern müssen, was getan wird. Es geschieht einfach. Und doch – warum soll ich meine Handynummer auswendig aufsagen können, wenn ich sie jederzeit aufrufen und ablesen kann? Warum mich damit plagen, dass Pi π ausgeschrieben die Zahl 3.14159265359 bedeutet, wenn ich auch einfach den griechischen Buchstaben in meinen Taschenrechner eintippen kann?
Trotzdem bauen wir auf, und wieder ab, auf und wieder ab. Wozu müssen wir Dinge erlernen, die am Ende doch nutzlos für uns sind und keine Anwendung finden? Soll dieser ganze Aufwand etwa nur dazu dienen, zu erkennen, was brauchbar ist und was nicht?
Unterm Strich muss ich aber zugeben, dass wir mehr lernen als wir verlernen. Unsere Leistungsfähigkeit ist begrenzt, also ist es wohl ganz gut, dass sie nicht unverbesserlich sondern veränderbar ist.
Auch wenn unter anderem der Schmetterlingseffekt besagt, dass schon Kleinigkeiten ausreichen, um alles (oder weniger theatralisch: vieles) zu verändern, so bin ich doch so frei behaupten zu dürfen, dass man nicht immer jede Kleinigkeit wissen muss.
Überhaupt zählt meistens, dass man das Prinzip verstanden hat. Ein Gedicht, das ich in der Grundschule gelernt habe, werde ich als Großvater nicht mehr aufsagen können. Doch wenn ich mich mit einem Thema beschäftigt habe und bis zum Kern vordringen konnte, dann werde ich das nicht mehr so schnell vergessen. Auswendig lernen bedeutet, kopieren und wiedergeben. Doch wenn wir verstehen, dann ist Platz da für eigene Interpretation, für den Bezug auf andere Themen.

Es ist nicht nötig, sich das Unwichtige zu merken. Lasst uns forschen und jeden Engpass mit leichtfüßigem Verständnis hinter uns lassen, sodass wir Meister des Erschließens werden. Denn das ist effizient und Effizienz wird belohnt. 

Sonntag, 26. Januar 2014

Jämmerlicher Machtkampf

Jeder Mensch ist einzigartig und von Einzigartigkeit lässt man sich begeistern. Man weiß nämlich, dass es dieses eine Exemplar nur ein einziges Mal gibt und das weckt Interesse. Denn man ist sich sehr wohl bewusst, dass die Chance, das Besondere zu treffen, vergänglich ist.
Doch wie für alles, gibt es auch hier Grenzen. Es existieren nämlich Menschen, die besonders besonders sind. Das ist für viele zu viel.
Besonders ist nur ein Synonym für anders. So individuell, wie jeder von uns ist, so gleich sind wir in den meisten Fällen. Die Gesellschaft stellt bestimmte Regeln auf, an die sich fast alle halten. Diese sind nicht in Stein gemeißelt oder in Gesetzbüchern zu finden. Man lernt sie kennen, wenn man seine Umwelt kennen lernt. Da diese Regeln nicht grundlegend sind, variieren sie auch von Gruppe zu Gruppe, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land.
Wenn du dich nun in einer Gruppe befindest, die leistungsschwach ist, dann wirst du als Leistungsfähiger tüchtig in deine Schranken gewiesen. Wenn du in einem Land lebst, das Respekt großschreibt, dann wirst du als Respektloser verachtet. Wenn du Teil einer Klasse bist, die Gemeinschaftssinn voraussetzt, dann wirst du als Einzelgänger stehen gelassen.
Sobald jemand aneckt, bietet er massenweise Angriffsfläche. Schauen wir uns doch mal an, wer diese selbstbestimmten Retter der geregelten Zusammenschlüsse sind.
Sie haben scheinbar einen sechsten Sinn für Ungewöhnlichkeit oder ihnen fällt einfach sofort auf, wer aus der Reihe tanzt. Wenn nebeneinander zehn Leute mit gelben Trikots stehen, dann sieht man den einen, mit dem blauen Trikot auf Anhieb. Ist also kein Kunstwerk. Wenn wir uns die Wesenszüge dieser vermeintlichen Retter mal anschauen, dann erkennen wir verwundert, dass sie im Kern unsicher, verzweifelt, verloren und maskiert sind. Sie sehen dich als den Bösen, der ihnen den Grund unter den Füßen wegziehen könnte.
Dabei rettet dieser Selbsterkorene die Gruppe nicht vor Schaden. Er weist nur explizit auf die imaginären Regeln hin und versucht zu bekämpfen, was diesen widerspricht. Denn würde man Anders akzeptieren, dann würde man beginnen in Frage zu stellen, was man als so grundlegend gehalten hat. Das führt dazu, dass man im Zweifelsfall sein ganzes Sein in Frage stellen und sich am Ende neu orientieren muss. Kein leichtes Unterfangen. Leichter ist es natürlich, krampfhaft an schon Bestehendem festzuhalten – ob dieses nun vorteilhaft ist oder nicht, spielt keine Rolle. Denn diese Kämpfer sind keine Märtyrer. Sie sind viel mehr Engstirnige, die sich mehr nicht zutrauen.

Zusammengefasst sind diese Verzweifelten nur eins: Mitleiderregend. Als so gesehener Feind sollte man sich das vor Augen halten und sich darauf nicht einlassen. Reagieren Sie auf Angriff nicht mit Gegenangriff oder Verteidigung. Lassen Sie die Waffen fallen und stehen Sie mit offenen Armen für den Mut zum Besonderen. 

Samstag, 25. Januar 2014

Der eigene Vorteil

Die Moral – ein schwieriges Thema. Es scheint, als hätte unsere Gesellschaft ein stilles Abkommen unterzeichnet, das besagt, dass unmoralisches Handeln inakzeptabel ist. Du sollst respektieren. Du sollst ehrlich sein. Du sollst Verantwortung übernehmen. Du sollst rücksichtsvoll sein. Du sollst Disziplin haben. Ähnelt stark den zehn Geboten, aber wir wollen es ja nicht nur auf die Religiösen unter uns beschränken. Immerhin würde das nicht funktionieren. Es müssen alle an einem Strang ziehen.
Genau betrachtet ziehen aber nicht alle an einem Strang. Jeder weiß zwar, welche Werte von der Gesellschaft propagiert werden, aber nicht jeder hält sich daran. Oder sagen Sie ausnahmslos die Wahrheit?
Anerkannte Philosophen und Schriftsteller sagten bereits gegen die Moral aus.
Friedrich Nietzsche zum Beispiel spricht von der Herren- und Sklavenmoral. Die 'Schwachen' hätten die Sklavenmoral erfunden, mit der sie ihre Nachteile positiv darstellen . Brüskiert rufen Sie aus: „Aber ich bin doch nicht feige! Das nennt man Geduldig.“ Außerdem entwerten sie dadurch die 'Starken'. Ach, diese ungenügsamen Menschen, die immer nach mehr streben und nicht zu schätzen wissen, was sie haben.
Bereits in der Antike schreibt Platon in seinem Werk „Politeia“ über Thrasymachos Aussage: 'Die Gerechtigkeit ist der Vorteil des Ungerechten.' Immerhin bemängeln nur jene unmoralisches Verhalten, die selbst keine Vorteile darin sehen.
Und Rudolf Burger schreibt in Bezug auf Nietsche von „(der) Vergeblichkeit der Moral“. Denn entweder bringt Moral etwas, alle sind gut und deswegen hebt sie sich so zu sagen selbst auf oder Moral bringt nichts und heuchelt nur von einer Utopie, die nie sein wird.
Das sind wohl bei weitem nicht alle, die etwas gegen die Moral zu sagen hatten, aber sie repräsentieren diese wohl ganz gut.
Trotz aller Kritik hat die Moral vollkommen offensichtlich weiterhin Fortbestand. Also muss ja irgendetwas dahinter stecken.

Ich für meinen Teil versuche, mich so gut wie möglich an mir sinnvoll erscheinende Regeln der Moral zu halten. Und das aus vollkommen egoistischen Gründen. Die Nebenwirkungen gleichen da eher Kollateralschäden. Meine Motivation: Wenn ich mich meinen Mitmenschen gegenüber fair, nett, rücksichtsvoll,... verhalte, dann sind sie wenigstens ein Stück weit zufriedener und dem ein oder anderen entschlüpft dann schon mal ein Lächeln. Und desto mehr Freude, Optimismus und Glück es in der Welt gibt, desto mehr Positives fällt – hoffentlich – auf mich zurück. Purer Egoismus, sag ich doch. 

Freitag, 24. Januar 2014

'If These Wings Could Fly'

Und wir landen schon wieder beim Konjunktiv.
Wenn diese Flügel fliegen könnten.
Wir heben nicht ab. Wir halten an Gewohnheiten fest. Immer wieder tun wir dasselbe. Das Ding ist nur, dass dabei kaum einer zufrieden ist.
Irgendwie schaffen wir es durch den Tag. Sei es der Dienstag, der dir dank scheinbar unendlichen Schulstunden unerträglich vorkommt oder eine unangenehme Busfahrt, die durch schreiende Kinder noch unerträglicher wird. Wir treten hinaus vor das Schulgebäude, verlassen den Bus und denken nur noch: „Endlich geschafft!“
Ist das Glück? Natürlich ist Glück kein Zustand, aber ein Leben, das viele Glücksmomente beinhaltet, kann man doch als Glück bezeichnen. Nur gleicht unser Leben im Moment wohl eher einem Irgendwie mit dem wir uns zufrieden geben. Aber sind wir denn zufrieden?
'Ich will nicht überleben, ich will leben.' ( - 12 Years A Slave)
Alle Bedingungen dazu sind gegeben. Das Leben liegt in Ihrer Hand. Hören Sie wohl nicht zum ersten Mal. Wie wird also das Irgendwie zu Etwas?
Etwas, das uns wissen lässt, was wir tun. Etwas, das uns Bewusstsein ermöglicht in Zeitabschnitten, in denen wir nun mal Irgendwie sind. Irgendwie ist undefiniert, zu vermeiden, planlos, willkürlich. Nicht, dass ich etwas gegen Spontanität hätte, aber Irgendwie ist nur.
Und warum sich mit einem Nur zufrieden geben, wenn man doch Mehr sein kann? Flügel sind da, um das Fliegen zu ermöglichen. Doch wir fliegen nicht. Wir wagen nicht den Absprung von der Klippe, denn wir könnten ja fallen. Den Boden unter den Füßen verlieren. Doch irgendwann spüren wir ihn wieder – den Boden. Alles, was wir dann noch zu tun haben, ist, aufzustehen. Nicht einfach, aber machbar.
Der Mensch hat diese Angewohnheit, in allem einen Sinn zu sehen. Das ist ein Vorteil – in diesem Zusammenhang jedenfalls. Das streben nach dem Sinn, gibt uns ein Ziel, ein Etwas. Und schon ist das Irgendwie kein Irgendwie mehr. Irgendwie liegt nicht in der Natur des Menschen. Der Mensch ist größer.
So wie Flügel zum fliegen da sind, so ist das Gehirn für alles das. Da sind keine Grenzen. Die setzen wir uns selber. Wenn also der Sinn des Gehirns alles ist, dann sollten wir danach streben, alles zu ermöglichen. Das erreichen wir nicht, indem wir uns treiben lassen von scheinbar zufälligen Ereignissen. Wir können alles in unserem Leben steuern. Dazu müssen wir nur das Lenkrad unter unseren Händen spüren, es ergreifen und lenken.

Nimm das Irgendwie und erschaffe ein Etwas. 

Donnerstag, 23. Januar 2014

Fortschritt - Nein, danke.

Es gibt bestimmte Dinge, die sind einfach so. Sie waren schon immer so. Und werden auch immer so bleiben. - ?
Nein, damit komme ich nicht klar. Wo sind wir denn? Im Mittelalter? Spätestens nach der Reformation sollte man sich doch mit dem Neuen anfreunden können. Davor galt es als normal alles so hin zu nehmen, wie es ist. Nur ist es nicht so, wie es ist. Es ist so, wie wir es sehen. Wenn wir also unseren Horizont nicht erweitern, dann werden wir eine unvollendete Version hinnehmen und niemals erfahren, wie es wirklich sein könnte.
Wir leben in einer Welt, die niemals stillsteht. Sie ist immer in Bewegung und jene, die zurückbleiben, kommen nicht mehr nach. Wir müssen Grundsätzen nicht ihr Fundament nehmen, wobei selbst das bei Notwendigkeit erlaubt ist. Doch leichte Veränderungen hier und da – wem kann das schon schaden?
Im Gegenteil. Ein Fortschritt ist ohne Veränderung undenkbar.
Jeder Gedanke, den wir denken, hat vor uns schon mal jemand gedacht. Genialität besteht nur darin, Gedanken neu zusammen zu setzen. Lasst uns genial sein – und mutig. Denn Mut kann dabei freilich nicht schaden.
Der Mensch ist schließlich nicht umsonst so 'entwicklungs-scheu'. Das Bekannte gibt uns Ruhe, ein Gefühl von Beständigkeit. Wiege dich ruhig in Sicherheit mit deiner veralteten Version des Vergangenen. Doch Fakt ist: Wer sich nicht öffnen kann für Neues, bleibt immer der Alte.
Keine Grenzen werden überschritten indem wir die Hände auf der Brust zusammenfalten und nichts tun. Das Unmögliche bleibt für jene unmöglich, die es für unmöglich halten.
Goran Kikic schrieb:
'Alle sagten: Es geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste, und tat es einfach.'
Egal, ob bewusst oder unbewusst, Fortschritt wird nicht durch Ablehnung erzielt. Es ist die offene Haltung gegenüber Gedanken, die uns neu erscheinen. Wer jeden Einfall erkalten lässt oder gar vertreibt, der fühlt sich wohl wohl, ist jedoch niemals genial. 

Mittwoch, 22. Januar 2014

Es gehören immer zwei dazu

Im Grunde hat jeder, der ein Problem mit einem anderen hat, zuallererst ein Problem mit sich selbst.
Wer kennt das nicht? Diese dreisten Kinder, die einen glatt über den Haufen rennen, nur um einen Sitzplatz im Bus zu ergattern. Diese eingebildete Zicke, die bei jedem deiner Worte die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochzieht. Diese verständnislose Lehrerin, die dich bei jedem Mucks mit einem Todesblick bedenkt. Dieser uneinsichtige Freund, dem seine Missetat einfach nicht bewusst wird.
Alle lassen sie dich kochen vor Wut und manchmal schäumst du so sehr, dass du schon wieder in sprachlose Starre verfällst. Am liebsten würdest du jeden einzelnen bei den Schultern packen und ihn schütteln. Schütteln, bis er endlich versteht.
Und auch wenn dich deine Selbstgerechtigkeit manchmal schon fast glauben lässt, dass du die Welt retten musst und sie ohne dich verloren wäre, so müssen wir uns doch irgendwann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
  1. Die Welt ist vor dir klar gekommen, also wird sie auch weiterhin ohne dich klar kommen.
  2. Du kannst sie nicht alle retten.
Schon einmal habe ich das Gelassenheitsgebet zitiert und an dieser Stelle tue ich es noch einmal, da es einfach zu gut passt:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“
Wenn du also ein Problem hast mit einer anderen Person, dann kannst du zwar das Gespräch suchen, aber jetzt mal ehrlich. Du kannst nicht jeden zur Einsicht bringen und die Zeit für große Diskussionen fehlt dir auch.
Was kannst du dann tun? Du kannst die Situation voll und ganz akzeptieren wie sie ist. Kannst du? Wirklich? Na, dann viel Spaß dabei.
Wenn nicht, sehe ich nur noch einen Ausweg. Du musst das einzige ändern, das du ändern kannst. Dich.

Lass dich nicht von den kleinen Kindern zertrampeln. Renn' mit oder stell dich hinten an. Begegne Arroganz mit Arroganz oder werde dir bewusst, dass die eingebildete Zicke möglicherweise selbst ein verschüchtertes Entlein ist, das sich so maskiert. Und selbst wenn sie tatsächlich so unangenehm ist, dann werde dir bewusst, dass ihr Verhalten dich in keiner Weise definiert und dich daher auch nicht kümmern sollte. Überlege dir warum die Lehrerin so ist wie sie ist und ob sie im Recht ist. Wenn sie das ist, dann solltest du einfach mal deine Klappe halten. Wenn sie das nicht ist, beschwere dich. Freunde sind nicht irgendwer. Ihnen bist du ein Gespräch schuldig. Und denk daran: Es gehören immer zwei dazu. 

Dienstag, 21. Januar 2014

Aus Prinzip

Da gibt’s so etwas, das ich nicht verstehe.
Nehmen wir an, eine Freundschaft besteht schon seit Jahren. Irgendwann mal waren wir ein Herz und eine Seele, aber seit einiger Zeit leben wir uns immer weiter auseinander. Du magst weiß, ich mag schwarz. Du gehst in Kneipen, ich gehe in Diskos. Du hast nur montags Zeit, ich habe nur freitags Zeit. Wir finden einfach nicht mehr zueinander.
So, jetzt beende ich die Freundschaft. Dazu muss man nichts sagen. Ich schließe einfach damit ab und verhalte mich dementsprechend. Oder ich suche sogar das Gespräch.
Meine Freundin lässt aber nicht los. Überhaupt bin ich jetzt eine Verräterin und wäre ich ein Promi, würde mich alle Welt verurteilen. Aber warum?
Es hat einfach nicht mehr funktioniert. Wozu versuchen, etwas krampfhaft festzuhalten obwohl es genau genommen schon gar nicht mehr existiert? Seit ihr dann auch gegen Scheidungen? Dann seit ihr wohl Verfechter des Prinzips. Und das verstehe ich nicht.
Wozu?
Ich finde, dass man zu seinem Verhalten Stellung nehmen können sollte. Wenn etwas nicht funktioniert, dann funktioniert es nicht mehr. Wir finden nicht mehr zueinander. Und was für niemanden von uns beiden funktioniert, muss auch nicht fortgesetzt werden.
Trotzdem wird mit dem Finger auf einen gezeigt, wenn man es wagt.
'Wir sind doch schon eine Ewigkeit befreundet.'
Nein, wir waren eine Ewigkeit befreundet und ich bin nicht bereit der Nostalgie willen, daran festzuhalten. Es könnte sich alles wieder zum Guten wenden? Das kann's auch so. Dazu müssen wir uns nichts vormachen.

Warum also?

Montag, 20. Januar 2014

Schule, mein Liebling

Kaum  einer mag Schule. Man sieht sie nur als Störvariabel in einem  ansonsten von Freude erfülltem Leben. Müsste ich nur nicht in die  Schule, dann könnte alles doch so gut sein. Da sind wir wieder beim  Konjunktiv. Hätte, würde, könnte. Doch ich will nicht wieder davon  anfangen. Ich möchte eine Frage in den Raum werfen.
Was ist, wenn uns Schule nur eine Last ist, weil wir sie als Last ansehen?
Aus  Gesprächen über das Thema hat sich bisher eindeutig herauskristallisiert, dass einem besonders die Fächer nicht gefallen, die man nicht versteht. Klar, wenn ich mich in Indien mitten während der Stunde ins Klassenzimmer setze, dann interessiert mich das auch nicht. Ist ja nichts da, das mich interessieren könnte. Schließlich versteh ich ja nur Bahnhof. Also kann ich gar nicht aktiv teilnehmen. Ergo: Es ist langweilig. Ergo: Es interessiert mich nicht.
Und siehe da, es bildet sich ein scheinbar unendlicher Kreislauf. Man hat von vornherein eine festgelegte Meinung – die zu allem Übel noch negativ ist - , lässt sich daher gar nicht erst auf den Unterricht ein, folgt dem Stoff nicht, kann ihn daher nicht verstehen und fühlt sich in seinen negativen Vorurteilen bestätigt. Das Ganze beginnt von Neuem.
Jetzt ratet mal, welche Fächer man doch ganz gerne mag. Richtig, die, die man versteht. Da scheint einem die Antwort auf das Problem Schule, beinahe schon entgegen zu springen.
Um Interesse für etwas zu haben, muss man sich damit beschäftigen – und dem gegenüber eine positive Einstellung aufbringen. Mathe ist zum Beispiel überhaupt nicht mein Fach. Die letzte wirklich gute Note darin hatte ich in der siebten oder achten Klasse. Ewigkeiten her. Doch mir ist sehr wohl bewusst, dass Mathe eins der wichtigsten Fachgebiete überhaupt ist. Wenn etwas so wichtig ist, kann es ja nicht von Grund auf schlecht sein. Meine persönlichen Vorteile dabei? Ich fordere mein Vorstellungsvermögen, das mir in Zukunft bei Immobilien helfen könnte. Ich kenne mich mit Zinsen, Zinseszins und all dem restlichen Bank-Zeug aus, wobei Verständnis dabei ohne Frage Gewinn – oder wenigstens kaum Verlust – einbringen kann. Und das sind nur die erstbesten Dinge, die mir eingefallen sind. Wenn ich mir nun diese Argumente vor Augen halten kann, kann ich mir auch durch das ganze Chaos der Unklarheiten einen erleuchtenden Weg ebnen. Und siehe da, bei der nächsten Klassenarbeit habe ich mich über zwei Noten verbessert.
Oft liegt das Problem darin, dass man das Fach als abstrakt und unerklärlich empfindet. Deswegen kann es helfen, persönlicher zu werden. Sich persönliche Vorteile verdeutlichen, Gemeinsamkeiten zu bereits vorhandenen Interessen erkennen, den Versuch starten, das ein oder andere Thema im Alltag oder bei Gelegenheit anzuwenden.

Man kann natürlich auch weiter machen wie bisher. Nur stellt sich mir die Frage: Was bringt einem mehr? Schule gehört zum Leben. Da muss man durch. Aber warum sich mit mindestens zehn Jahre langer Plage abgeben, wenn man dabei gar Freude empfinden kann? 

Sonntag, 19. Januar 2014

Entscheidungen

Mit jeder einzelnen Entscheidung, sei diese noch so klein, nehmen wir Einfluss auf unseren weiteren Lebensweg. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die gleichzeitig existieren. Erst in dem Moment, in dem wir eine davon auswählen, nehmen wir diese als real und tatsächlich wahr, während die anderen nicht mehr zu existieren scheinen.
Jede Entscheidung stellt uns vor eine Weggabelung, die manchmal das ganze Leben verändern kann. So treten Situationen ein, die sonst nicht eingetreten wären und Vorfälle werden vermieden, die sonst unvermeidlich wären.
Nicht immer wird das als positiv gewertet. Oft auch ist diese Tatsache die Gelegenheit für ein Was wäre, wenn..?. Was wäre, wenn ich ihn angesprochen hätte? Was wäre, wenn ich mich für einen anderen Beruf entschieden hätte? Was wäre, wenn ich das letzte Stück des Käsekuchens nicht gegessen hätte?
Hätte, würde, könnte. Wozu das Ganze? Es bringt einen kein Stück weiter. Vielmehr bietet es einfach nur Gelegenheit, in Selbstmitleid und Unzufriedenheit, zu versinken. Darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn ich den Typen gestern in der Bar wenigstens angelächelt hätte, verändert nicht die Tatsache, dass ich ihn nicht angelächelt habe.
Der einzige Punkt, der für dieses ganze Reue-Ding spricht, wäre, dass man daraus lernt. Denn nun könnte ich ja zu der Erkenntnis kommen, dass ich ihn hätte ansprechen sollen. Aber das ist Vergangenheit und – wie gesagt – es ändert nichts.
Um zu lernen, brauche ich keinen Konjunktiv. Ich kann genauso gut sagen: Wenn ich einen Jungen anspreche, dann sind meine Aussichten auf Erfolg größer. Das belege ich dann durch eine Tat, die Veränderung – oder eben auch nicht.
Denn ein Hätte, Würde, Könnte, wird auch ein Hätte, Würde, Könnte bleiben. Da ist die Formulierung: 'Ich spreche einen Jungen an.' wahrscheinlich am Besten. Weit und breit keine Möglichkeits-, Zukunfts- oder sonstige Formen der Ausflüchte, zu finden.
Damit wären die eintreffenden Situationen abgehakt. Doch das war noch nicht alles. Wir gewinnen schnell den Eindruck, dass wir machtlos sind sobald ein bestimmtes Ereignis als Folge unserer Entscheidung stattgefunden hat. Doch stimmt das?
Wir sollten uns öfter mit dem Kern einer Sache befassen anstelle der Oberfläche. Diesen bestimmten Jungen in dieser bestimmten Bar werde ich höchst wahrscheinlich nicht wieder antreffen. Ist doch auch nicht schlimm. Schließlich kenne ich ihn nicht, wodurch ich ausschließen kann, dass es dabei tatsächlich um ihn ging.
Also ging es wohl eher um einen Jungen und den damit verbundenen Gefühlen. So sieht die Sache schon ganz anders aus. Denn einen Jungen kann ich auch an einem anderen Abend in einer anderen Bar kennenlernen und trotzdem sind mir – hoffentlich – die erwarteten Emotionen vergönnt.
So verhält es sich mit allem. Du hast eine verheißungsvolle Chance nicht genutzt? Nutze die nächste. Du hast mal wieder eine Schokoladentafel zu viel gegessen? Widerstehe der nächsten. Du hast dich heute zu sehr stressen lassen? Atme morgen tiefer durch.
Bestimmte Situationen, die durch bestimmte Entscheidungen eingetroffen sind, werden sich wohl nicht bis ins kleinste Detail erneut ereignen, aber die damit verbundenen Gefühle – um die es doch eigentlich wirklich geht – wollen nur bei der nächsten Gelegenheit eine Chance erhalten. Oder im Zeifelsfall bei der Übernächsten.


Samstag, 18. Januar 2014

Alleingang

Depressionen, Stress, Burn-Out. Wer heute gesund und stabil bleibt, gilt fast schon als Übermensch. Die Last ist für viele zu schwer und sie brechen darunter zusammen. Es ist schwer in einer Zeit, die niemals still steht, nachzukommen. Außerdem wird nicht nur das Schritthalten erwartet, am Besten sollte man auf der Überholspur leben.
Immer auf dem neustem Stand zu sein, ist aber nicht gerade einfach. Menschen sind keine Roboter. Sie brauchen ihre Zeit, um sich Erkenntnis anzueignen. Doch alsbald ich das eine verstanden habe, ist es mir schon wieder zehn Schritte voraus. Immerhin arbeite ich alleine – mit meinen Büchern und eventuell dem Internet, besuchten Vorträgen und meinen eigenen Gedanken. Der Bereich, mit dem ich mich beschäftige, hat allerdings mehrere Anhänger, die in Team-Arbeit rasante Fortschritte erzielen können. Wie soll man da nicht zurückbleiben?
Ich habe also einen ganz klaren Nachteil: mein Alleingang. Was heißt das jetzt für mich? Dass ich das zu akzeptieren habe und fertig? Dass ich machtlos bin? Wenn ich Erfolg haben möchte – und das möchte ich wohl, da mich das Thema sonst nicht beschäftigen würde - dann kann ich nicht akzeptieren, ein Hinterwäldler zu sein.
Sich damit abfinden ist also keine Option. Es muss einen anderen Weg geben. Und den gibt es immer, man muss nur richtig danach suchen. Wie wird mein Nachteil zu meinem Vorteil?
Alleingang. Da fällt mir auf, dass die Lösung ganz einfach ist. Ein Synonym für Alleingang ist Selbstständigkeit. Und das ist klasse, denn wer selbstständig ist, ist spontan, unabhängig, freischaffend, undefiniert, ungezwungen.
Hier ist auch schon unser Vorteil: Währendem ein Team sich absprechen und bestimmte Regeln aufstellen muss, nur ein Ziel vor Augen hat und angewiesen ist auf Fachgenossen, sind wir unser eigener Herr, können einen Weg einschlagen und spontan den Pfad verlassen, wir können uns gleichzeitig über jedes x-beliebige Thema Übersicht verschaffen und uns in einzelnen Bereichen als Experten ausbilden.
Jetzt gilt nur noch zu erkennen, dass wir nicht in jedem einzelnen Bereich jedes Detail kennen müssen. Man braucht ein gewisses Allgemeinwissen, um zumindest mal auf gleicher Höhe wie andere zu stehen. Wem das noch nicht genug ist und deswegen die Überholspur anstrebt, wählt aufgrund von Interessen bestimmte Fachgebiete in denen er so gut wie möglich über das Aktuelle Bescheid weiß.
Meine Oma warf ein: „Man wird alt wie 'ne Kuh und lernt immer was dazu.“
Wir haben unser Leben lang Zeit dafür. Also bloß kein Stress, wenn man in jungen Jahren noch am Allgemeinwissen arbeitet.



Freitag, 17. Januar 2014

Leid

Leiden wir oder sind wir nur Opfer des Menschsein? Opfer ist vielleicht der falsche Begriff. Also: Leiden wir oder sind wir normal? Oder kann leiden mit normal-sein gleichgesetzt werden?
Es gibt nichts schlimmeres zu ertragen, als eine Reihe schöner Tage.“
Ob von Goethe, Kästner oder Watzlavik, kann ich nicht genau sagen, doch anscheinend findet dieses Zitat in der Realität Anklang. Egal, wie glücklich jemand ist, er wird an den Punkt kommen an dem er unglücklich ist.
Glücklichsein ist kein Zustand. Man kann für ein Jahr zufrieden sein, aber wahres Glück empfindet man nur für einen kurzen Augenblick, wohingegen das Unglück einen für mehrere Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre begleiten kann. Man weint vor dem Schlafengehen, ist sich seines Unglücks jeden Moment bewusst.
Jeder hat schon vollkommene Freude erlebt. Sekunden, in denen man die ganze Welt umarmen könnte und am liebsten laut ausrufen würde, wie toll das Leben ist. Aber hielt das bei Ihnen jemals länger als ein paar Wimpernschläge an? Warum kann uns Leid beinahe ewig nicht von der Seite weichen und das Überdauern der Glücksmomente ist dabei derart begrenzt?
Google gibt mir darauf keine Antwort, aber ich tippe, dass das irgendetwas mit unserem Körper zu tun hat. Biologie also. Oder Chemie. Ein Experte bin ich in keinem der beiden Gebiete, und die Annahme ist eben nicht mehr als eine Hypothese.
Aber.. Wenn Glück kurzweilig – aus irgendeinem hoch wissenschaftlichem Grund – sein muss, warum darf Leid dann anhalten? Also spekuliere ich weiter.
Vielleicht gibt es auch keinen naturwissenschaftlichen Grund. Ich lenke die Aufmerksamkeit mal wieder auf unsere Wahrnehmung und Gedanken. Es gibt keinen mir bekannten Menschen, der pausenlos glücklich ist. Auch in Filmen gibt es immer den spannenden Höhepunkt, der vollgestopft ist mit Drama, Verzweiflung und Unglück. Also sehen wir den traurigen Momenten entgegen. Aber was ist, wenn diese nur aufgrund unserer Erwartungshaltung eintreffen?

Niemand kann sich ein Leben nur aus Höhen vorstellen. Die Tiefen gehören dazu. Wenn wir nun an dem Wissen, das wir für bare Münze nehmen, arbeiten würden und an das Unglaubwürdige glauben könnten, wäre dann ein endloser Höhenflug möglich? 

Donnerstag, 16. Januar 2014

Wasserkristalle

Dr. Masaru Emoto fand heraus, dass sich Wasserkristalle durch Gedanken, Gefühle und Musik verändern. So bewirken positive Einwirkungen wie Liebe, Dankbarkeit, klassische Musik oder ähnliches, dass die Kristalle förmlich strahlen, außergewöhnliche Muster aufweisen und farbenfroher sind. Negative Einflüsse hingegen, bewirken triste Farbverläufe und undefinierbare, unvollendete Muster. Wasser gilt allgemein als einer der Informationsträger schlechthin.
Auf die eine bahnbrechende Studie folgt die nächste und alle seien doch ach so bedeutsam. Interessant, aber eine Information wie jede andere – könnte man meinen. Vielleicht ist sie das.
Für mich aber nicht.
Was für eine wundervolle Vorstellung, Liebe zu verschenken. Oder Dankbarkeit, Glück, Vertrauen. Nächstes Weihnachten liegen dann wohl Wasserflaschen unter dem Weihnachtsbaum anstelle von einem eilig zusammengesuchten Irgendwas. Man kann's ja auch mal mit Parfüm versuchen. Ist kein reines Wasser, aber falls dein Gegenüber Materielles bevorzugt, doch eine Alternative. Und letzten Endes zählt ja der Gedanke. Verlockend, sagen zu können:
Ich trage heute Glück. Und was trägst du?
Kann schließlich nicht jeder.
Szenario: Du kommst Heim, bist fertig mit der Welt und trinkst. Verstohlen öffnest du dein Geheimfach und holst das wertvolle Gefäß mit der Aufschrift Kraft hervor. So zu sagen ein Geschenk an dich für dich. Löblich, wenn man sich auf mögliche schwere Zeiten vorbereitet hat. Und wer weiß, vielleicht werden so Berge versetzt.

Einfach so, kann etwas, das früher einfach war, schwerwiegendere Bedeutung erlangen. Für alle, die an diesen ganzen Humbug nicht glauben, wie gesagt: Am Ende zählt der Gedanke. 

Mittwoch, 15. Januar 2014

Verflüchtigte Gedanken

Und der Begriff, der eben noch auf meiner Zunge brannte, war mir unwiderruflich entfallen. Eigenartig ist unser Gedächtnis. Stehen wir vor einer roten Ampel und lassen unsere Gedanken willkürlich kreisen oder liegen wir von Dunkelheit umhüllt vor dem Einschlafen im Bett oder befinden wir uns inmitten eines öffentlichen Platzes, ja, dann befallen uns die besten Ideen. Doch sitzen wir angewiesen auf Einfälle vor einem leeren Blatt, dann bleibt es vermutlich auch leer.
Manchmal sind unsere Gedanken verblüffend genial. Halten wir sie jedoch nicht augenblicklich fest, so werden wir nie wieder eine annähernd vollkommene Version dessen verfassen können, das uns einst so unverhofft befiel.
Vielleicht hat das seinen Sinn. Bereits in der Antike stellten die Intelligenten das naturwissenschaftliche Kausalgesetz auf, das besagt: „Kein Ding entsteht planlos, sondern aus Sinn und Notwendigkeit.“
Vielleicht verhält es sich mit dem Entschwinden so, wie mit der Entstehung. Unser Einfall war möglicherweise gut, aber das geht doch noch besser. Und so müssen wir das Unbrauchbare aufgeben, um dem Großartigem Platz zu schaffen. Wodurch der Sinn und die Notwendigkeit des Vergessens erklärt wäre.
Das Große ist nun also da. Wir haben jedoch keinen Vergleich, da wir vergessen mussten. An das Gute entsinnt sich keiner mehr, doch bleibt es nachhallend als Erinnerung an das verlorengegangene Brillante präsent.
So verhält es sich also mit der Trauer um Vergessenes. Möglicherweise ist diese jedoch umsonst. Denn ist es nicht löblich dem Wichtigem auf diese Weise Entstehungsfreiraum zu gewähren?
Andererseits: Wenn wir vergessen, können wir auch keinen Fortschritt erzielen. Worauf sollen unsere entwickelten Einfälle aufbauen? Worauf ihre Entwicklung begründen? So gesehen, kämen wir nicht voran.

Also bedeutet Vergessen wohl doch einfach nur fehlerhaftes Menschsein. Und ich dachte schon einen Grund gefunden zu haben, um nicht das beklagen zu müssen, das nicht wieder zurückkehrt.