Mit
jeder einzelnen Entscheidung, sei diese noch so klein, nehmen wir
Einfluss auf unseren weiteren Lebensweg. Es gibt unendlich viele
Möglichkeiten, die gleichzeitig existieren. Erst in dem Moment, in
dem wir eine davon auswählen, nehmen wir diese als real und
tatsächlich wahr, während die anderen nicht mehr zu existieren
scheinen.
Jede
Entscheidung stellt uns vor eine Weggabelung, die manchmal das ganze
Leben verändern kann. So treten Situationen ein, die sonst nicht
eingetreten wären und Vorfälle werden vermieden, die sonst unvermeidlich
wären.
Nicht
immer wird das als positiv gewertet. Oft auch ist diese Tatsache die
Gelegenheit für ein Was
wäre, wenn..?. Was wäre, wenn
ich ihn angesprochen hätte? Was wäre, wenn ich mich für einen
anderen Beruf entschieden hätte? Was wäre, wenn ich das letzte
Stück des Käsekuchens nicht gegessen hätte?
Hätte,
würde, könnte. Wozu das Ganze? Es bringt einen kein Stück weiter.
Vielmehr bietet es einfach nur Gelegenheit, in Selbstmitleid und
Unzufriedenheit, zu versinken. Darüber nachzudenken, was passiert
wäre, wenn ich den Typen gestern in der Bar wenigstens angelächelt
hätte, verändert nicht die Tatsache, dass ich ihn nicht angelächelt
habe.
Der
einzige Punkt, der für dieses ganze Reue-Ding spricht, wäre, dass
man daraus lernt. Denn nun könnte ich ja zu der Erkenntnis kommen,
dass ich ihn hätte ansprechen sollen. Aber das ist Vergangenheit und
– wie gesagt – es ändert nichts.
Um
zu lernen, brauche ich keinen Konjunktiv. Ich kann genauso gut sagen:
Wenn ich einen Jungen anspreche, dann sind meine Aussichten auf
Erfolg größer. Das belege ich dann durch eine Tat, die Veränderung
– oder eben auch nicht.
Denn
ein Hätte, Würde, Könnte, wird auch ein Hätte, Würde, Könnte
bleiben. Da ist die Formulierung: 'Ich spreche einen Jungen
an.' wahrscheinlich am Besten.
Weit und breit keine Möglichkeits-, Zukunfts- oder sonstige Formen
der Ausflüchte, zu finden.
Damit
wären die eintreffenden Situationen abgehakt. Doch das war noch
nicht alles. Wir gewinnen schnell den Eindruck, dass wir machtlos
sind sobald ein bestimmtes Ereignis als Folge unserer Entscheidung
stattgefunden hat. Doch stimmt das?
Wir
sollten uns öfter mit dem Kern einer Sache befassen anstelle der
Oberfläche. Diesen bestimmten Jungen in dieser bestimmten Bar werde
ich höchst wahrscheinlich nicht wieder antreffen. Ist doch auch
nicht schlimm. Schließlich kenne ich ihn nicht, wodurch ich
ausschließen kann, dass es dabei tatsächlich um ihn ging.
Also
ging es wohl eher um einen Jungen
und den damit verbundenen Gefühlen. So sieht die Sache schon ganz
anders aus. Denn einen Jungen kann ich auch an einem anderen Abend in
einer anderen Bar kennenlernen und trotzdem sind mir – hoffentlich
– die erwarteten Emotionen vergönnt.
So
verhält es sich mit allem. Du hast eine verheißungsvolle Chance
nicht genutzt? Nutze die nächste. Du hast mal wieder eine
Schokoladentafel zu viel gegessen? Widerstehe der nächsten. Du hast
dich heute zu sehr stressen lassen? Atme morgen tiefer durch.
Bestimmte
Situationen, die durch bestimmte Entscheidungen eingetroffen sind,
werden sich wohl nicht bis ins kleinste Detail erneut ereignen, aber
die damit verbundenen Gefühle – um die es doch eigentlich wirklich
geht – wollen nur bei der nächsten Gelegenheit eine Chance
erhalten. Oder im Zeifelsfall bei der Übernächsten.
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