Die
Moral – ein schwieriges Thema. Es scheint, als hätte unsere
Gesellschaft ein stilles Abkommen unterzeichnet, das besagt, dass
unmoralisches Handeln inakzeptabel ist. Du sollst respektieren. Du
sollst ehrlich sein. Du sollst Verantwortung übernehmen. Du sollst
rücksichtsvoll sein. Du sollst Disziplin haben. Ähnelt stark den
zehn Geboten, aber wir wollen es ja nicht nur auf die Religiösen
unter uns beschränken. Immerhin würde das nicht funktionieren. Es
müssen alle an einem Strang ziehen.
Genau
betrachtet ziehen aber nicht alle an einem Strang. Jeder weiß zwar,
welche Werte von der Gesellschaft propagiert werden, aber nicht jeder
hält sich daran. Oder sagen Sie ausnahmslos die Wahrheit?
Anerkannte
Philosophen und Schriftsteller sagten bereits gegen die Moral aus.
Friedrich
Nietzsche zum Beispiel spricht von der Herren- und Sklavenmoral. Die
'Schwachen' hätten die Sklavenmoral erfunden, mit der sie ihre
Nachteile positiv darstellen . Brüskiert rufen Sie aus: „Aber ich
bin doch nicht feige! Das nennt man Geduldig.“ Außerdem entwerten
sie dadurch die 'Starken'. Ach, diese ungenügsamen Menschen, die
immer nach mehr streben und nicht zu schätzen wissen, was sie haben.
Bereits
in der Antike schreibt Platon in seinem Werk „Politeia“ über
Thrasymachos Aussage: 'Die Gerechtigkeit ist der Vorteil des
Ungerechten.' Immerhin bemängeln nur jene unmoralisches Verhalten,
die selbst keine Vorteile darin sehen.
Und
Rudolf Burger schreibt in Bezug auf Nietsche von „(der)
Vergeblichkeit der Moral“. Denn entweder bringt Moral etwas, alle
sind gut und deswegen hebt sie sich so zu sagen selbst auf oder Moral
bringt nichts und heuchelt nur von einer Utopie, die nie sein wird.
Das sind
wohl bei weitem nicht alle, die etwas gegen die Moral zu sagen
hatten, aber sie repräsentieren diese wohl ganz gut.
Trotz
aller Kritik hat die Moral vollkommen offensichtlich weiterhin
Fortbestand. Also muss ja irgendetwas dahinter stecken.
Ich für
meinen Teil versuche, mich so gut wie möglich an mir sinnvoll
erscheinende Regeln der Moral zu halten. Und das aus vollkommen
egoistischen Gründen. Die Nebenwirkungen gleichen da eher
Kollateralschäden. Meine Motivation: Wenn ich mich meinen
Mitmenschen gegenüber fair, nett, rücksichtsvoll,... verhalte, dann
sind sie wenigstens ein Stück weit zufriedener und dem ein oder
anderen entschlüpft dann schon mal ein Lächeln. Und desto mehr
Freude, Optimismus und Glück es in der Welt gibt, desto mehr
Positives fällt – hoffentlich – auf mich zurück. Purer
Egoismus, sag ich doch.
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