Gewohnheiten
sind schwer, zu durchbrechen. Manchmal haben wir sie uns mühsam
auferlegt und dabei eine andere abgelegt. Manche begleiten uns schon
ein Leben lang. Wenn ich immer schon Rechtshänder war, dann werde
ich nicht einfach so Linkshänder. Wenn ich hauptsächlich auf der
Couch rumlümmel, dann werde ich nicht am nächsten Tag die Welt
retten. Wenn ich morgens zuerst den linken Fuß aufsetze, dann wird
es mir zuwider sein, den rechten Fuß zuerst aufzusetzen.
Warum
sollten wir auch? Der Mensch behält hauptsächlich Verhaltensweisen
bei, die sich für ihn lohnen. Allgemein sind wir – bewusst oder
unbewusst – immer auf unseren Vorteil aus. Auch wenn das einzige
Pro-Argument darin besteht, dass es einfacher ist, unverändert
weiter zu leben, so ist es doch ein Argument.
Leider
verhindern Gewohnheiten Veränderungen, die mit Fortschritt
einhergehen. Wenn ich zu ungesund esse, dann wird es schwer für mich
sein, gesund zu essen.
Selbst
wenn wir mit gutem Vorsatz an die Sache herangehen, steht uns das
Problem im weg, dass eine Tätigkeit nicht nur Tätigkeit ist. Wir
sind aufgewachsen, haben unser Leben gestaltet. Jeder kleine Teil
davon ist nicht ein Teil für sich. Alles hängt miteinander
zusammen. Kennen Sie das Spiel Mikado? Man nimmt Holzspieße
zusammen, lässt sie fallen und versucht dann dem Haufen so viele wie
möglich zu entnehmen, ohne andere dabei zu berühren. Haben Sie
schon versucht, in der Mitte zu beginnen? Sie hätten so gut wie
verloren. So ist es auch mit Gewohnheiten. Wenn Sie immer zuerst mit
dem linken Fuß aufstehen, dann verbinden Sie damit ein bestimmtes
Gefühl und bestimmte Bedingungen. Zum Beispiel, dass es Morgen ist
oder dass der Tag jetzt beginnt. Wenn Sie nun zuerst mit dem rechten
Fuß aufstehen, dann empfinden Sie anders und das löst eine
Kettenreaktion aus. Ihr Morgen startet damit, dass sie – wenn auch
nur für einen kurzen Augenblick – irritiert sind. Das sind
vollkommen andere Konditionen und wenn die anders sind, dann führt
das zu anderen Folgen.
Wir
reagieren auf Veränderung mit Ablehnung. Das ist ganz natürlich.
Etwas Unbekanntes ist plötzlich da und wir fühlen uns haltlos,
unsicher, geraten vielleicht sogar in Panik. Was haben
wir jetzt zu tun?! Das ist neu und wir müssen uns erst damit
auseinandersetzen, bevor wir damit umgehen können.
Auch
wenn es so scheint, ist das nicht die Ausrede
schlechthin. Ich fühle mich unwohl bei Veränderung, also lass ich
es. Nix da. Das Spiel Mikado ist nicht von vornherein verloren. Sie
brauchen nur eine Spieltaktik. Beginnen Sie nicht mittendrin.
Beginnen Sie mit den Holzspießen, die etwas weiter abseits liegen
und arbeiten Sie sich vor. So ist das auch mit Gewohnheiten. Sie
haben sich bisher immer ungesund ernährt und wollen sich ab morgen
gesund ernähren? Nur noch heute sündigen und dann nie wieder? Das
wird nicht funktionieren. Am Ende sind Sie nämlich nur eins:
entmutigt. Versuchen Sie, ab jetzt eine Woche lange nur noch ein
Stückchen Schokolade zu essen anstelle einer ganzen Tafel. Wenn es
zwischendurch mal zwei sind, ist das auch nicht schlimm. Geben Sie
nur nicht auf. Und wenn Sie das dann können, können Sie Gemüse in
ihre Essgewohnheiten integrieren, indem Sie pro Tag eine Karotte
essen. Gehen Sie Schritt für Schritt und die Veränderung zu einer
neuen Gewohnheit liegt in absehbarer Nähe. Und haben Sie Verständnis
mit sich selber. Rückschläge gehören dazu, bleiben Sie nur nicht
stehen.
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