Freitag, 17. Januar 2014

Leid

Leiden wir oder sind wir nur Opfer des Menschsein? Opfer ist vielleicht der falsche Begriff. Also: Leiden wir oder sind wir normal? Oder kann leiden mit normal-sein gleichgesetzt werden?
Es gibt nichts schlimmeres zu ertragen, als eine Reihe schöner Tage.“
Ob von Goethe, Kästner oder Watzlavik, kann ich nicht genau sagen, doch anscheinend findet dieses Zitat in der Realität Anklang. Egal, wie glücklich jemand ist, er wird an den Punkt kommen an dem er unglücklich ist.
Glücklichsein ist kein Zustand. Man kann für ein Jahr zufrieden sein, aber wahres Glück empfindet man nur für einen kurzen Augenblick, wohingegen das Unglück einen für mehrere Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre begleiten kann. Man weint vor dem Schlafengehen, ist sich seines Unglücks jeden Moment bewusst.
Jeder hat schon vollkommene Freude erlebt. Sekunden, in denen man die ganze Welt umarmen könnte und am liebsten laut ausrufen würde, wie toll das Leben ist. Aber hielt das bei Ihnen jemals länger als ein paar Wimpernschläge an? Warum kann uns Leid beinahe ewig nicht von der Seite weichen und das Überdauern der Glücksmomente ist dabei derart begrenzt?
Google gibt mir darauf keine Antwort, aber ich tippe, dass das irgendetwas mit unserem Körper zu tun hat. Biologie also. Oder Chemie. Ein Experte bin ich in keinem der beiden Gebiete, und die Annahme ist eben nicht mehr als eine Hypothese.
Aber.. Wenn Glück kurzweilig – aus irgendeinem hoch wissenschaftlichem Grund – sein muss, warum darf Leid dann anhalten? Also spekuliere ich weiter.
Vielleicht gibt es auch keinen naturwissenschaftlichen Grund. Ich lenke die Aufmerksamkeit mal wieder auf unsere Wahrnehmung und Gedanken. Es gibt keinen mir bekannten Menschen, der pausenlos glücklich ist. Auch in Filmen gibt es immer den spannenden Höhepunkt, der vollgestopft ist mit Drama, Verzweiflung und Unglück. Also sehen wir den traurigen Momenten entgegen. Aber was ist, wenn diese nur aufgrund unserer Erwartungshaltung eintreffen?

Niemand kann sich ein Leben nur aus Höhen vorstellen. Die Tiefen gehören dazu. Wenn wir nun an dem Wissen, das wir für bare Münze nehmen, arbeiten würden und an das Unglaubwürdige glauben könnten, wäre dann ein endloser Höhenflug möglich? 

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