Leiden
wir oder sind wir nur Opfer des Menschsein? Opfer ist vielleicht der
falsche Begriff. Also: Leiden wir oder sind wir normal? Oder kann
leiden mit normal-sein gleichgesetzt werden?
„Es
gibt nichts schlimmeres zu ertragen, als eine Reihe schöner Tage.“
Ob von Goethe, Kästner
oder Watzlavik, kann ich nicht genau sagen, doch anscheinend findet
dieses Zitat in der Realität Anklang. Egal, wie glücklich jemand
ist, er wird an den Punkt kommen an dem er unglücklich ist.
Glücklichsein ist kein
Zustand. Man kann für ein Jahr zufrieden sein, aber wahres Glück
empfindet man nur für einen kurzen Augenblick, wohingegen das
Unglück einen für mehrere Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre
begleiten kann. Man weint vor dem Schlafengehen, ist sich seines
Unglücks jeden Moment bewusst.
Jeder hat schon
vollkommene Freude erlebt. Sekunden, in denen man die ganze Welt
umarmen könnte und am liebsten laut ausrufen würde, wie toll das
Leben ist. Aber hielt das bei Ihnen jemals länger als ein paar
Wimpernschläge an? Warum kann uns Leid beinahe ewig nicht von der
Seite weichen und das Überdauern der Glücksmomente ist dabei derart
begrenzt?
Google gibt mir darauf
keine Antwort, aber ich tippe, dass das irgendetwas mit unserem
Körper zu tun hat. Biologie also. Oder Chemie. Ein Experte bin ich
in keinem der beiden Gebiete, und die Annahme ist eben nicht mehr
als eine Hypothese.
Aber.. Wenn Glück
kurzweilig – aus irgendeinem hoch wissenschaftlichem Grund – sein
muss, warum darf Leid dann anhalten? Also spekuliere ich weiter.
Vielleicht gibt es auch
keinen naturwissenschaftlichen Grund. Ich lenke die Aufmerksamkeit
mal wieder auf unsere Wahrnehmung und Gedanken. Es gibt keinen mir
bekannten Menschen, der pausenlos glücklich ist. Auch in Filmen gibt
es immer den spannenden Höhepunkt, der vollgestopft ist mit Drama,
Verzweiflung und Unglück. Also sehen wir den traurigen Momenten
entgegen. Aber was ist, wenn diese nur aufgrund unserer
Erwartungshaltung eintreffen?
Niemand kann sich ein
Leben nur aus Höhen vorstellen. Die Tiefen gehören dazu. Wenn wir
nun an dem Wissen, das wir für bare Münze nehmen, arbeiten würden
und an das Unglaubwürdige glauben könnten, wäre dann ein endloser
Höhenflug möglich?
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