Goethe
schrieb einst:
„Allwissend
bin ich nicht, doch vieles ist mir bewusst.“
Wir
müssen nicht alles wissen. Manchmal scheint es gar, als wäre das
Lernen eines jeden winzigen Details Verschwendung. Verschwendung von
Energie. Verschwendung von Nervenzellen. Verschwendung von Zeit, in
der man hätte etwas Nützliches tun können.
Unser
Gehirn basiert auf dem Prinzip der Assoziation. Wenn wir lernen,
werden neue Verknüpfungen von Nervenzellen gebildet. Sobald uns ein
Reiz begegnet, der irgendwie in Verbindung mit dem Erlernten steht,
werden eben diese Verknüpfungen von Nervenzellen aktiv. Die
verbundenen Zellen bilden ein Netz, das wächst, wenn wir neue
Assoziationen speichern. Doch ebenso werden Verknüpfungen, die nicht
mehr genutzt werden, wieder abgebaut.
Dieser
ganze Vorgang erscheint mir äußerst mühsam, auch wenn wir dabei
nicht bewusst steuern müssen, was getan wird. Es geschieht einfach.
Und doch – warum soll ich meine Handynummer auswendig aufsagen
können, wenn ich sie jederzeit aufrufen und ablesen kann? Warum
mich damit plagen, dass Pi π
ausgeschrieben die Zahl 3.14159265359
bedeutet, wenn ich auch einfach den griechischen Buchstaben in meinen
Taschenrechner eintippen kann?
Trotzdem
bauen wir auf, und wieder ab, auf und wieder ab. Wozu müssen wir
Dinge erlernen, die am Ende doch nutzlos für uns sind und keine
Anwendung finden? Soll dieser ganze Aufwand etwa nur dazu dienen, zu
erkennen, was brauchbar ist und was nicht?
Unterm
Strich muss ich aber zugeben, dass wir mehr lernen als wir verlernen.
Unsere Leistungsfähigkeit ist begrenzt, also ist es wohl ganz gut,
dass sie nicht unverbesserlich sondern veränderbar ist.
Auch
wenn unter anderem der Schmetterlingseffekt besagt, dass schon
Kleinigkeiten ausreichen, um alles (oder weniger theatralisch:
vieles) zu verändern, so bin ich doch so frei behaupten zu dürfen,
dass man nicht immer jede Kleinigkeit wissen muss.
Überhaupt
zählt meistens, dass man das Prinzip verstanden hat. Ein Gedicht,
das ich in der Grundschule gelernt habe, werde ich als Großvater
nicht mehr aufsagen können. Doch wenn ich mich mit einem Thema
beschäftigt habe und bis zum Kern vordringen konnte, dann werde ich
das nicht mehr so schnell vergessen. Auswendig lernen bedeutet,
kopieren und wiedergeben. Doch wenn wir verstehen, dann ist Platz da
für eigene Interpretation, für den Bezug auf andere Themen.
Es
ist nicht nötig, sich das Unwichtige zu merken. Lasst uns forschen
und jeden Engpass mit leichtfüßigem Verständnis hinter uns lassen,
sodass wir Meister des Erschließens werden. Denn das ist effizient
und Effizienz wird belohnt.
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