Dienstag, 28. Januar 2014

Verstand = Grenzenloses Wissen?

Goethe schrieb einst:
Allwissend bin ich nicht, doch vieles ist mir bewusst.“
Wir müssen nicht alles wissen. Manchmal scheint es gar, als wäre das Lernen eines jeden winzigen Details Verschwendung. Verschwendung von Energie. Verschwendung von Nervenzellen. Verschwendung von Zeit, in der man hätte etwas Nützliches tun können.
Unser Gehirn basiert auf dem Prinzip der Assoziation. Wenn wir lernen, werden neue Verknüpfungen von Nervenzellen gebildet. Sobald uns ein Reiz begegnet, der irgendwie in Verbindung mit dem Erlernten steht, werden eben diese Verknüpfungen von Nervenzellen aktiv. Die verbundenen Zellen bilden ein Netz, das wächst, wenn wir neue Assoziationen speichern. Doch ebenso werden Verknüpfungen, die nicht mehr genutzt werden, wieder abgebaut.
Dieser ganze Vorgang erscheint mir äußerst mühsam, auch wenn wir dabei nicht bewusst steuern müssen, was getan wird. Es geschieht einfach. Und doch – warum soll ich meine Handynummer auswendig aufsagen können, wenn ich sie jederzeit aufrufen und ablesen kann? Warum mich damit plagen, dass Pi π ausgeschrieben die Zahl 3.14159265359 bedeutet, wenn ich auch einfach den griechischen Buchstaben in meinen Taschenrechner eintippen kann?
Trotzdem bauen wir auf, und wieder ab, auf und wieder ab. Wozu müssen wir Dinge erlernen, die am Ende doch nutzlos für uns sind und keine Anwendung finden? Soll dieser ganze Aufwand etwa nur dazu dienen, zu erkennen, was brauchbar ist und was nicht?
Unterm Strich muss ich aber zugeben, dass wir mehr lernen als wir verlernen. Unsere Leistungsfähigkeit ist begrenzt, also ist es wohl ganz gut, dass sie nicht unverbesserlich sondern veränderbar ist.
Auch wenn unter anderem der Schmetterlingseffekt besagt, dass schon Kleinigkeiten ausreichen, um alles (oder weniger theatralisch: vieles) zu verändern, so bin ich doch so frei behaupten zu dürfen, dass man nicht immer jede Kleinigkeit wissen muss.
Überhaupt zählt meistens, dass man das Prinzip verstanden hat. Ein Gedicht, das ich in der Grundschule gelernt habe, werde ich als Großvater nicht mehr aufsagen können. Doch wenn ich mich mit einem Thema beschäftigt habe und bis zum Kern vordringen konnte, dann werde ich das nicht mehr so schnell vergessen. Auswendig lernen bedeutet, kopieren und wiedergeben. Doch wenn wir verstehen, dann ist Platz da für eigene Interpretation, für den Bezug auf andere Themen.

Es ist nicht nötig, sich das Unwichtige zu merken. Lasst uns forschen und jeden Engpass mit leichtfüßigem Verständnis hinter uns lassen, sodass wir Meister des Erschließens werden. Denn das ist effizient und Effizienz wird belohnt. 

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