Freitag, 10. Januar 2014

One-Night-Stand

One-Night-Stand gehört zum Wortschatz eines jeden Bürgers. Die älteren Generationen begnügen sich vielleicht auch schon mit dem Wort Seitensprung. Es gehört in unsere heutige Welt, so selbstverständlich und gewöhnlich, dass man sich diesbezüglich kaum noch Gedanken macht. Singles nennen es Genuss – auch der Oma zum Verdruss.
Doch was haben diese Nächte so an sich, dass sie einen fast schon natürlichen Stellenwert in unserer Gesellschaft erhalten haben? Kolumnisten schreiben von ihren Eroberungen und Verehrern gar mit Stolz – mögen die Bekanntschaften noch so kurz sein. Helden unserer Lieblingsserien verschwinden mit Kleidern vom Vortag im Tumult der vollen Straßen. Alles ist erlaubt solange man Single ist.
Es ist aufregend, liefert einen Überschuss an Glückshormonen und gibt uns das Gefühl, zu leben. Für eine Nacht. Dann ziehen wir weiter.
Das Aufregende lässt nach. Das möchte jedoch kaum einer zugeben und deswegen gehen wir, wenn's am Schönsten ist. Wenn wir nun zurückdenken ist da nur eins: Die Erinnerung an diese unvergessliche Nacht.
Dabei könnten wir etwas erfahren, das weit darüber hinaus geht. Wer braucht schon Erinnerungen, wenn er Beständigkeit und das Zeitlose sein Eigen nennt?
Vielleicht würde es schon ausreichen, bis zum Frühstück zu bleiben. Dabei geht man natürlich das Risiko ein, dass der Nervenkitzel von gestern Nacht überschattet wird von der Banalität des Morgens.
Es könnte ein Reinfall werden. Man könnte Enttäuschung erfahren. Man könnte sich langweilen. All das wiegt wohl schwerer als die Aussicht auf ein Funken Glück der Ewigkeit.
Und so ziehen wir weiter wie heimatlose Streuner auf der Suche nach Leben wobei wir uns währenddessen selbst täuschen, denn das erstrebenswerte Beständige werden wir so nicht finden.
Aber ist überhaupt irgendetwas beständig?


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