Sonntag, 5. Januar 2014

Mutter-Tochter-Verhältnis

Wer kennt das nicht? Man hat Ferien, die Augen sind noch halb geschlossen und eigentlich würde man ja gerne weiterschlafen, aber die Frau Mama rennt im Flur schon herum wie eine Verrückte. Sie ist also im Stress. Besuch oder so kommt.
Da ich ja anständig bin, steh ich also auf um ihr zu helfen. Aber erst mal Zähne putzen, frühstücken, wach werden.
Dieses Erstmal kennt meine Mutter wohl nicht. Ich trete aus dem Zimmer, in den Flur und los geht’s.
Warum stehst du erst jetzt auf?
Ich finde den Gedanken verlockend, einfach wieder rückwärts im Zimmer zu verschwinden. Aber nein, ich reiß mich zusammen und verschwinde stattdessen im Badezimmer.
Als nächstes sitze ich in der Küche. Ich hätte im Esszimmer essen sollen. Meine Mutter scheint, tausend Sachen gleichzeitig zu erledigen. Dabei wirft sie mir jede paar Sekunden so einen Blick zu. Diesen Blick. Ihr wisst schon. Wie unverschämt es von mir ist, dass ich nicht schon mitten in der Nacht aufgestanden bin und ihr am besten gleich die ganze Arbeit abgenommen hätte.
Ich schiebe mir den letzten Bissen in den Mund, stecke das dreckige Geschirr in die Spülmaschine und mach mich darauf gefasst, in Beschlag genommen zu werden – oder aufgefressen. Wir werden sehen.
Eier schälen, Gurken schneiden, Geschirr waschen.
Meine Mutter begutachtet die Gurken und flippt aus. So richtig.
Die sind doch viel zu grob. Ich sollte sie fein schneiden. Man könnte mir ja nichts zutrauen.
Es fehlt nur noch, dass sie mich als schlechte Tochter bezeichnet. So weit lass ich es gar nicht kommen und verschwinde.
Empört ruft sie mir hinterher.
Sie hat also meinen Morgen versaut, mich runtergemacht und es geschafft, aufgrund einer Kleinigkeit, die ich falsch gemacht hab, Schlüsse zu ziehen, wie: Man kann dir nichts zutrauen.
Ich würde überhaupt als unverschämt und respektlos gelten, wenn ich etwas dagegen sagen sollte. Meine Eltern – und meine Großeltern und so ziemlich jedes alte Wesen – ist auch so schon der Meinung, dass ich zu viel mit ihnen diskutiere.
Aber was ist die Alternative? Einfach nichts sagen?
Sie ist ungerecht, nicht rücksichtsvoll und verallgemeinert zu allem Übel.
Aber ich soll rücksichtsvoll sein. Kritisiere ich sie, dann ist sie ja verletzt. Und dann bin ich eine schlechte Tochter. Immerhin habe ich meiner Mutter dann Leid zugefügt. Die Situation darf auf keinen Fall verallgemeinert werden. Immerhin ist meine Mutter gerade gestresst. Das zählt also nicht.
Ich bin also rücksichtsvoll und verallgemeinere nicht, sehe die Situation als Einzelfall.
Aber bin ich dabei auch gerecht?
Ich lasse mit mir umspringen, wie es anderen gerade gefällt und das nur, weil ich dadurch meiner Rolle als Tochter gerecht werde. Des weiteren lasse ich meine Mutter in dem Glauben, dass sie im Recht ist – obwohl sie das definitiv nicht ist. Wenn das mal nicht den Wert Ehrlichkeit übergeht.
Hier wiegt Respekt aber schwerer.

Nur.. ist das gerecht?

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